Sah auf die Blumen dann, die mich umgaben,
Gedrückt die Stirn von schwerer Scham Gewicht.
Wie sie mir schien; denn ihr mitleidig Wort
Schien den Geschmack der Bitterkeit zu haben.
Den Psalmen: Herr, auf dich nur steht mein Hoffen,
Bis: Stellest meine Füß’ auf weiten Ort.
Den Stürmen ragt, der Schnee, im Forst gehäuft,
Zu Eis erstarrt, vom slav’schen Wind getroffen,[2]
Wenn laue Wind’ aus Libyen ihn verzehren,
So wie, dem Feuer nah’, das Wachs zerläuft;
Bevor die Engel sangen, deren Sang
Nur Nachklang ist vom Lied der ew’gen Sphären.
Wohl heller klang, als hätten sie gesungen:
„Was, Herrin, machst du ihm das Herz so bang?“
Zu Hauch und Wasser bald, und kam durch Mund
Und Auge bang aus meiner Brust gedrungen.
Sie wandte sich dem Engelchor entgegen,
Und that den heil’gen Schaaren dieses kund: –
Euch einen Schritt entziehen Schlaf und Nacht,
Den das Jahrhundert thut auf seinen Wegen.
- ↑ 82. Die Engel singen, um den beschämten, tief gebeugten Dichter zu ermuthigen, die ersten neun Verse des einunddreißigsten Psalmen. Wie herrlich, wie psychologisch richtig dieser Trostgesang auf den Gebeugten wirkt, dessen gepreßtes Herz sich nun in wohlthätigen Seufzern und Thränen entschüttet, zeigen die folgenden schönen Verse.
- ↑ 87. Vom slav’schen Wind, von dem Winde, der, aus Slavonien wehend, die Apenninen trifft, folglich vom Nordostwinde.
Alighieri, Dante. Streckfuß, Karl (Übers.). Pfleiderer, Rudolf (Hrsg.): Die Göttliche Komödie. Leipzig: Reclam Verlag, 1876, Seite 371. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_-_Kom%C3%B6die_-_Streckfu%C3%9F_-_371.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)