Und frag’ ihn, ob man hier nach oben klimmt.“
Sich reiniget und schön wird, wie zuvor,
Begleite mich, dann sollst du Wunder hören!““
So weit ich darf, und, um uns nicht zu scheiden,
Führ’ uns im Rauch an Auges-Statt das Ohr.“
Die nur der Tod lös’t, schreit’ ich doch hinauf,
Und drang bis hierher durch der Hölle Leiden.
Daß ich vermag zu ihm empor zu streben,
Ganz gegen dieser Zeit gewohnten Lauf,[1]
Und ob ich hier die rechte Straße hielt,
Denn unsre Richtung wird dein Wort uns geben.““
Ich kannt’ es wohl und strebte nach dem Preise,
Nach welchem jetzt auf Erden Keiner zielt.
Er sprach’s: „Noch bitt’ ich dich,“ so fügt’ er bei,
„Fürbittend denke mein am Ziel der Reise.“
Doch wisse, daß ich einen Zweifel finde,[3]
An dem ich berste, sag’ ich ihn nicht frei.
Ich ihn in mir, nach dem was du gesagt,
Wenn ich das schon Gehörte mit verbinde.
- ↑ 42. Weil nur aus älterer Zeit Beispiele von Solchen erzählt werden, welche lebend in die Reihe der Todten eingedrungen. (Vgl. Hölle Ges. 2 V. 13 ff.)
- ↑ 46. Marco Lombardo, ein edler Venezianer, des Dichters Freund, ein Mann von großem Werthe, ein geübter Hofmann, und dennoch, der dadurch erlangten großen Uebung in Selbstbeherrschung und Geduld zum Trotz, sehr geneigt zum Zorne.
- ↑ 53–69. Der Dichter selbst ist überzeugt, daß die Welt im Argen liege. Was ihm im vierzehnten Gesange Guido del Duca schon gesagt hat, und was ihm jetzt Marco sagt, bestärkt ihn noch mehr in dieser Ueberzeugung. Aber um desto dringender wird seine Begierde, zu wissen, ob diese Verderbniß Werk des verdorbenen Willens oder Folge der [288] Vorausbestimmung einer höhern Macht ist, [und zwar der Macht der Gestirne, wie der damalige allgemeine Glaube annahm, V. 68.]
Alighieri, Dante. Streckfuß, Karl (Übers.). Pfleiderer, Rudolf (Hrsg.): Die Göttliche Komödie. Leipzig: Reclam Verlag, 1876, Seite 287. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_-_Kom%C3%B6die_-_Streckfu%C3%9F_-_287.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)