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Doch kargen will ich nicht, denn herrlich ließ

Gott in dir strahlen seine Huld und Güte.
Drum wisse, daß ich Guid’ del Duca hieß.

82
Von Neid verbrannt war also mein Geblüte,

Daß, wenn ich sah, ein Andrer sei erfreut,
Ich schwarz vor Gall’ in bitterm Ingrimm glühte.

85
Hier mäh’ ich Saat, die ich dort ausgestreut.

O Sterbliche, was müßt ihr das begehren,
Was Ausschluß der Genossenschaft gebeut![1]

88
Der hier ist Rainer, der zu Preis und Ehren

Das Haus von Calboli gebracht, deß Muth
Und Kraft und Werth die Erben ganz entbehren.

91
Und nicht nur Alle jetzt aus seinem Blut[2]

Der Lust und Wahrheit Güter träg versäumen,[3]
Vom Po zum Berg, von Ren’ zur Meeresfluth:

94
Das ganze Land ist voll von gift’gen Bäumen!

Vergeblich wär’s, durch Anbau, dieser Art
Dichtwucherndes Gewimmel wegzuräumen.

97
Wo findt’ ein Lizio heut’, wo ein Manard,[4]

Carpigna, Traversaro seines Gleichen?

Romagner, ist eur’ jeder ein Bastard?
100
Wer in Bologna mag Fabbro erreichen?[5]

  1. [87. Erklärt in Ges. 15, 43 ff. S. dort. Die Erdengüter vertragen keine Genossen und Mittheilhaber, weil sie Neid erwecken. Dagegen die himmlischen Seelengüter durch die Gemeinschaft der Seligen nur erhöht und vermehrt werden – eine Bemerkung, die schon Augustin macht, de civ. dei.]
  2. [91–123. Die bisherige Strafrede über das Arnothal und seine Bewohner wird nun auch auf die Romagna jenseits des Apennin ausgedehnt, deren Begrenzung in V. 93 mit geographischer Genauigkeit gegeben ist, im N. der Po, im S. der Apennin, im W. der Renofluß im O. das adriatische Meer. Der an einzelnen Exempeln nachgewiesene Grundvorwurf des Dichters ist, daß das gegenwärtige Geschlecht den wackern Vorfahren – besonders an großherziger Neidlosigkeit – nicht mehr ähnle.]
  3. 92. [„Der Lust und Wahrheit Güter“ d. h. die ächten Lebensgüter, welche sowohl Freude gewähren, als auch einen höheren Wahrheitsgehalt haben.]
  4. 97–99. Von den hier benannten Männern wissen die Commentatoren nichts Merkwürdiges weiter anzugeben, als daß sie wackre Leute [und neidlose Charaktere] waren.
  5. [100. Fabbro, nach Einigen aus niedrem Stamm (fabbro heißt [278] Schmied), nach Andern aus dem alten Geschlecht der Fabbri, war berühmt durch Freigebigkeit.]
Empfohlene Zitierweise:
Alighieri, Dante. Streckfuß, Karl (Übers.). Pfleiderer, Rudolf (Hrsg.): Die Göttliche Komödie. Leipzig: Reclam Verlag, 1876, Seite 277. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_-_Kom%C3%B6die_-_Streckfu%C3%9F_-_277.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)