Am Fuße dieses Berges ausgestiegen?“
Entgegnet’ ich, „„und bin im ersten Leben,
Doch suche hier des künftigen Gewähr.““
Zurückgetreten den Sordell und ihn,
Erstaunt, als hätt’ ein Wunder sich begeben.
Zu Einem, der dort saß am Thalgestade:
„Sieh, Konrad, welche Huld uns Gott verlieh’n!“
Dir Der, deß erster Grund verborgen ruht,
Wohin kein Geist je findet Furt und Pfade,
Meiner Johanna, daß sie für mich flehe,[2]
Zu ihm, der nach dem Flehn der Unschuld thut.
Da sie den Wittwenschleier abgelegt,
Nach dem sie bald sich sehnt in ihrem Wehe.
Wenn ihre Liebesglut nicht um die Wette
Von Blicken und Berührung wird erregt.
Von Mailands Schlange nicht so schön geschmückt,
Als sie geschmückt der Hahn Gallura’s hätte.“
War ein gerechter Eifer, der dem Weisen
Wohl durch das Herz, doch nur gemäßigt, zückt.
- ↑ 61. Die Seelen des Fegefeuers haben früher am Schatten erkannt, daß Dante ein Lebender sei. Allein nach Ges. 6, V. 55 waren die Strahlen der Sonne verschwunden, als die Dichter den Sordell trafen. Den Nino fanden sie erst in tiefer Dämmerung, so daß Beide den Schatten Dante’s nicht gesehen haben konnten. Daher ihr jetziges Erstaunen.
- ↑ 71. Nino’s Wittwe [Beatrix von Este] hatte sich an Galeazzo von Visconti wieder vermählt, dessen Geschlecht eine Schlange im Wappen führte. Das Wappen von Gallura dagegen war ein Hahn. Unwillig darüber, daß seine Wittwe ihn vergessen, weist Nino den Dante nicht an diese, sondern an seine Tochter Johanna, um sie zu bitten, daß sie durch frommes Gebet sein Harren abkürze.
Alighieri, Dante. Streckfuß, Karl (Übers.). Pfleiderer, Rudolf (Hrsg.): Die Göttliche Komödie. Leipzig: Reclam Verlag, 1876, Seite 243. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_-_Kom%C3%B6die_-_Streckfu%C3%9F_-_243.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)