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4
Doch Alles drängt um den Gewinner sich,

Der folgt und sucht, wie er sein Kleid erlange,
Ein Andrer seitwärts, spricht: Gedenk’ an mich!

7
Doch er verweilt nicht, hört auf Keinen lange,

Und wem er etwas gibt, der macht sich fort;
So kommt er los vom lästigen Gedrange.

10
So war ich in dem dichten Haufen dort,

Und mußte hier- den Kopf und dorthin wenden,
Und löste mich durch manch’ Verheißungswort;

13
Sah Benincasa, der den Wüthrichs-Händen[1]

Des Ghin’ erlag und sah darauf auch ihn,[2]
Deß Loos war, jagend in der Flut zu enden.

16
Novello bat mich flehend, zu verziehn;[3]

Auch der von Pisa dann, durch den der gute,[4]
Der wackere Marzucco stark erschien.

19
Graf Orso auch und der im Frevelmuthe[5][6]

Vertilgt ward, wie er sagt’, aus Neid und Groll,
Nicht weil auf ihm ein schwer Verbrechen ruhte.

22
Den Broccia mein’ ich – mag sich demuthsvoll

Zur Reue die Brabanterin bequemen,
Wenn sie zu schlechterm Troß nicht kommen soll.


  1. 13. Benincasa von Arezzo hatte als Stellvertreter des Podesta von Siena einen Bruder und Neffen des Ghino von Tacca hinrichten lassen, weil sie Straßenraub begangen. Aus Rache ermordete ihn Ghino und schnitt ihm den Kopf ab.
  2. 14. Cione de’ Tarlati, von einer mächtigen Familie in Arezzo, welcher, die Bostoli, eine andere angesehene Familie, verfolgend, von seinem Rosse, das mit ihm durchging, in den Arno getragen ward und darin ertrank.
  3. 16. Novello, Sohn des Grafen Guido von Battisole, ward von Einem der Bostoli ermordet.
  4. 17. Der von Pisa, Guido, Sohn des Marzucco degli Storingiani, wurde von seinen Feinden ermordet. Der Vater, welcher sich als Mönch in ein Kloster hatte aufnehmen lassen, trug mit großer Geistesstärke den Tod seines Sohnes und küßte, sich vom Gebote der italienischen Sittenlehre lossagend, dem Mörder die Hand, [was Dante mit Recht eine sittlich starke und große Handlung nennt.]
  5. 19. Graf Orso[WS 1]. Die Commentatoren sind nicht einig darüber, wer dieser gewesen sei.
  6. 19–24. [Peter de la Brossa, ein Günstling Philipps III. von Frankreich, wurde als Meuchelmörder des Thronerben Ludwigs, Sohnes der ersten Gemahlin Philipps, auf blosen Verdacht hin gehenkt. Von anderer Seite wurde die zweite Gemahlin, Maria von Brabant, des [230] Mords beschuldigt, was auch Dante anzunehmen scheint, daher er sie hier zur Buße auffordert, wenn sie nicht in die Hölle wolle. Witte bemerkt, daß die Königin bis 1321 lebte und also wohl diese Stelle noch gelesen haben könne.]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Orio
Empfohlene Zitierweise:
Alighieri, Dante. Streckfuß, Karl (Übers.). Pfleiderer, Rudolf (Hrsg.): Die Göttliche Komödie. Leipzig: Reclam Verlag, 1876, Seite 229. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_-_Kom%C3%B6die_-_Streckfu%C3%9F_-_229.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)