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Hermann Löns: Da draußen vor dem Tore

Brunstruf klang über Berg und Tal, wo der grimmige Basse seine Gewehre an den Knorrwurzeln der Eichen wetzte und Wodans Rabe über braunzapfigen Wipfeln krächzte. Hier lebte er mit Frau Einsamkeit, bis ein Stärkerer ihm zurief: „Jagd vorbei!“

Am Donoper Teich standen wir dann lange und sahen in die klare Flut, in der Nixenkraut grün vom Grunde wucherte; uralte Bäume flüsterten und rauschten, und der Bach schwatzte und schwatzte, wie ein Kind in ernster Leute Kreis. Aber laute Menschen störten uns fort von dem stillen Ort, und weiter zogen wir, an tückischem Machangel und waffenstarrendem Fubusch vorbei, an toter Eichen Gespensterleibern, an Dickungen, in denen die Sauen bliesen, auf Lopshorn zu, des toten Weidmanns Jagdschloß. Der Markwart meldete uns krächzend, die Amseln schimpften, und mißtrauisch sah Hirschmann, der rote Schweißhund, den unbekannten Landläufern entgegen, bis seine feine Nase ihm verriet, daß wir wohl wert wären einer freundlichen Begrüßung. Ein Stündchen Ruhe in kühler Hopfenlaube, bis die laute Neugier auch hierher kam und uns weiter trieb auf die weiße Kalkstraße, wo uns Riesenbuchen Schatten gaben, bis uns mit Sand und Heide und Föhren die Senne wieder aufnahm. Unter dem Schatten der Föhren im dürren Grabengras schauten wir stumm in die lange, breite Trift, die schwarze Föhren ummauerten. Wir träumten von alten Tagen, wo noch das Elch hier stand. Unser Traum trat uns in die Augen. Zog es da nicht heran, hoch im Widerrist, zwischen den Stämmen? Schnaubte es da nicht laut und wild? Die freien Sennepferde

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Hermann Löns: Da draußen vor dem Tore. J. Schnell, Warendorf 1911, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Da_drau%C3%9Fen_vor_dem_Tore.pdf/115&oldid=- (Version vom 31.7.2018)