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Hermann Löns: Da draußen vor dem Tore

auf und stieß die ernsten Föhren in die Seiten, daß sie mürrisch-lustig brummten, und den Triebsand nahm er und begrub darin die schwarzen Föhrenäpfel und die silbergrauen Wurzeln und krümelte ihn auf die sonnenfaulen Eidechsen, daß sie ängstlich in die Heide schlüpften.

Ein Mensch begegnete uns, ein Mädchen, groß, blond, blauäugig, das mit den starken braunen Armen die schwere Karre voll Plaggen vor sich hinschob in dem Mehlsand. Freundlichernst nickte sie uns zu. Ob sie wohl wußte, wie schön sie war in ihrem selbstgewebten Rock, mit dem schlichten Haar? Der Hermann da oben schien sie zu grüßen, das Bauernmädchen, mit hochgerecktem, grünblitzendem Schwert als eine Urtochter von denen, die als Mütter ihm Söhne gaben, Feinde zu würgen und Räuber zu schlachten, gleichgültig und erbarmungslos, wie es das Raubzeug verdient. In den grünen Wald gingen wir dann, wo die zarten Farrnfächer im Winde zuckten und die Schatten mit den Lichtern Kriegen spielten, bis schwarzweiß und grün der Dörenkrug uns winkte zur Rast unter schattigem Lindenbaum, zu kurzer Rast, und dann nahm uns wieder auf kienduftiger Wald, eines toten Fürsten Jagdrevier. Hier hatte er geweidwerkt Tag für Tag, der Eisbart Waldemar, und auf den edlen Hirsch gepürscht in Abendnebel und Morgentau, in Frost und Glut. Wer weiß, was ihm das Leben getan hatte und die Menschen, daß er ihnen aus dem Wege ging und immer da sein wollte, wo Fährten den Boden narbten und Schälstellen die Rinden zerrissen, wo unter den Schalen des Edlen das Geknäck brach und wo des Starken

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Hermann Löns: Da draußen vor dem Tore. J. Schnell, Warendorf 1911, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Da_drau%C3%9Fen_vor_dem_Tore.pdf/114&oldid=- (Version vom 31.7.2018)