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begann, und die Mädchen umfaßten sich und tanzten mit einander. „Wartet!“ rief ich, „wir wollen einen Kronleuchter machen!“ denn oben an der Zimmerdecke gewahrte ich noch die Krampe, an der einst die Krystallkrone über der Festtafel des Hauses gehangen hatte. Bald waren zwei Holzleisten aufgefunden und kreuzweis über einander genagelt.

Anne Lene ging mit den Mädchen in den Garten hinab; und aus dem Fenster sah ich, wie sie die Blumen von den Jasminbüschen und von den rothblühenden Himbeersträuchen brachen. „Pflückt nur,“ sagte Anne Lene, als eins der Mädchen fragend zu ihr umschaute, „es blüht hier doch für sich allein.“ Aber sie selber stand dabei; sie pflückte nichts. – Nach einer Weile kamen Alle wieder herauf und machten sich daran, meinen Kronleuchter eins um’s andere mit weißen und rothen Blüthen zu bewinden; dann, nachdem an jedem Ende eine Kerze befestigt und angezündet war, wurde das Kunstwerk aufgehangen. Die wenigen Lichter konnten den weiten Raum nicht erhellen; aber draußen war schon der Mond aufgegangen und schien durch die Fenster; und es war anmuthig, wie die Blumenleuchte mitten in

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Theodor Storm: Auf dem Staatshof. Braunschweig: George Westermann, 1891, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Storm_Auf_dem_Staatshof_49.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)