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über das Haar ihres Lieblings hingleiten ließ. „ Was wird es sein,“ sagte sie, „Dein Großvater und Dein Urgroßvater waren große Leute; die Armen sind immer den Reichen heimlich feind!“

Anne Lene, die bis dahin ruhig zugehört hatte, erhob den Kopf und sah sie zweifelnd an. „Es mag doch wohl anders gewesen sein, Wieb,“ sagte sie traurig, „Du mußt mich nicht belügen!“

Was weiter zwischen den Beiden gesprochen worden, weiß ich nicht; denn ich verließ nach diesen Worten das Zimmer, da ich glaubte, die Alte werde das Gemüth des Mädchens leichter zur Ruhe sprechen, wenn sie allein sich gegenüber wären. – Aber nach einigen Tagen war das Diamantkreuz von Anne Lene’s Hals verschwunden, und ich habe dieses Zeichen alten Glanzes niemals wieder von ihr tragen sehen.

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Ich mochte etwa ein Jahr lang in der Universitätsstadt gewesen sein, als ich durch einen Brief meines Vaters die Nachricht von Anne Lenes Verlobung mit einem jungen Edelmann erhielt. Er theilte mir die Sache mit, ohne ein Wort der Billigung

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Theodor Storm: Auf dem Staatshof. Braunschweig: George Westermann, 1891, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Storm_Auf_dem_Staatshof_32.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)