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die Fingerspitzen der anderen das Kleid empor hoben. Sie lächelte; das feine Gesichtchen strahlte ganz von Stolz und Anmuth. Meine Mutter, während wir hin- und herschassirten, uns näherten und verneigten, sah schon lange nicht mehr auf ihre Tasten; auch sie, wie ihr Sohn, schien die Augen nicht abwenden zu können von der kleinen schwebenden Gestalt, die in graziöser Gelassenheit die Touren des alten Tanzes vor ihr ausführte.

Wir mochten auf diese Weise bis zum Trio gelangt sein, als die Stubenthür sich langsam öffnete und ein dickköpfiger Nachbarsjunge hereintrat, der Sohn eines Schuhflickers, der mir an Werkeltagen bei meinem Räuber- und Soldatenspiel die vortrefflichsten Dienste leistete. „Was will der?“ fragte Anne Lene, als meine Mutter einen Augenblick inne hielt. – „Ich wollte mit Marx spielen,“ sagte der Junge, und sah verlegen auf seine groben Nagelschuhe.

„Setze dich nur, Simon,“ erwiderte meine Mutter, „bis der Tanz aus ist; dann könnt ihr alle mit einander in den Garten gehen.“ Dann nickte sie zu uns hinüber, und begann das Trio zu spielen.

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Theodor Storm: Auf dem Staatshof. Braunschweig: George Westermann, 1891, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Storm_Auf_dem_Staatshof_17.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)