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aufgesucht und sind vielmehr in ihrem egoistischen Herzen gegen diese schönen „Vereine“, wie sie Hess nennt. — Gesellschaften, in welchen die Bedürfnisse der Einen auf Kosten der Andern befriedigt werden, in denen z. B. die Einen das Bedürfniss der Ruhe dadurch befriedigen können, dass die Andern bis zur Erschlaffung arbeiten müssen, oder ein Wohlleben dadurch führen, dass Andere kümmerlich leben, ja wohl gar verhungern; oder prassen, weil Andere so thöricht sind zu darben u. s. w. — die nennt Hess egoistische Vereine, ja identificirt, da er „von der geheimen Polizei seines kritischen Gewissens“ frei ist, unbefangen und polizeiwidrig diese seine egoistischen Vereine mit dem Stirnerschen Verein von Egoisten. Stirner braucht wohl auch den Ausdruck „egoistischer Verein“; er ist aber erstlich durch „Verein von Egoisten“ erklärt und zweitens richtig, während, was Hess so benannt, vielmehr eine religiöse Gesellschaft, eine durch Recht, Gesetz und alle Förmlichkeiten oder Ceremonien der Gerechtigkeit in heiligem Respect gehaltene Gemeinde ist.

Ein Anderes wäre es freilich, wenn Hess egoistische Vereine nicht auf dem Papiere, sondern im Leben sehen wollte. Faust befindet sich mitten in solchen Vereinen, als er ausruft: Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein; — Göthe giebts hier sogar Schwarz auf Weiss. Sähe Hess das wirkliche Leben, worauf er doch so viel hält, aufmerksam an, so würde er Hunderte von solchen theils schnell vorübergehenden, theils dauernden egoistischen Vereinen vor Augen haben. Vielleicht laufen in diesem Augenblicke vor seinem Fenster Kinder zu einer Spielkameradschaft zusammen; er sehe sie an und er wird lustige egoistische Vereine erblicken. Vielleicht hat Hess einen Freund, eine Geliebte; dann kann er wissen, wie sich das Herz zum Herzen findet, wie ihrer zwei sich egoistisch vereinen, um an einander Genuss zu haben, und wie keiner dabei „zu kurz kommt.“ Vielleicht begegnet er ein Paar guten Bekannten

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Max Stirner: Recensenten Stirners aus Max Stirner's Kleinere Schriften und Entgegnungen. , Berlin 1914, Seite 395. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Stirner_Schriften_395.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)