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man immer ein Interesse für die Person, mit der man’s zu thun hat, ein persönliches Interesse, fassen können?), im zweiten ein persönliches Verhältniss. Was ist aber der Sinn des letzteren Verhältnisses? Doch wohl das gegenseitige Interesse an der Person. Verschwände diess Personen-Interesse aus dem Verhältnisse, dann wäre dasselbe sinnlos geworden; denn diess Interesse ist ja allein sein Sinn. Was ist nun die Ehe, die man als ein „heiliges Verhältniss“ preist, anders als die Fixirung eines interessanten Verhältnisses trotz der Gefahr, dass es uninteressant und sinnlos werde? Man sagt wohl, sie dürfe nur nicht „leichtsinnig“ geschieden werden. Aber warum nicht? Weil der Leichtsinn „Sünde“ ist, wenn es sich um eine „heilige Sache“ handelt. Der Leichtsinn soll nicht sein! Da steht dann ein Egoist, der um seinen Leichtsinn geprellt wird und sich selbst verdammt, in einem uninteressanten, aber heiligen Verhältniss fortzuleben. Aus dem egoistischen Vereine ist eine „heilige Verbindung“ geworden; das Interesse der Personen an einander hört auf, aber die uninteressante Verbindung bleibt.

Ein anderes Beispiel des Uninteressanten ist die Arbeit, welche für eine Lebensaufgabe, einen Beruf des Menschen gilt. Aus ihr schreibt sich der Wahn her, dass man sein Brod verdienen müsse, und dass es eine Schande sei, Brod zu haben, ohne etwas dafür gethan zu haben: es ist der Stolz des Verdienstes. Das Arbeiten hat für sich gar keinen Werth und macht keinem Menschen Ehre, wie das arbeitslose Leben des Lazaroni diesem keine Schande macht. Entweder nimmst Du an der Arbeitsthätigkeit selbst ein Interesse, und es lässt Dir keine Ruhe, Du musst thätig sein: dann ist die Arbeit Deine Lust, Dein specielles Vergnügen, ohne darin höher zu stehen, als die Faulheit des Lazaroni, die eben auch seine Lust ist. Oder Du verfolgst durch die Arbeit ein anderes Interesse,

Empfohlene Zitierweise:
Max Stirner: Recensenten Stirners aus Max Stirner's Kleinere Schriften und Entgegnungen. , Berlin 1914, Seite 356. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Stirner_Schriften_356.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)