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diese Heilmethode, die Infibulation, nur die practische Ergänzung zur Entsagungslehre ist, so wird es nicht uninteressant sein, sie hier in kurzen Zügen so darzustellen, wie sie Weinhold sich dachte und der Welt in mehreren Schriften eifrigst anempfahl. Sie bildet das zweite Stadium der Uebervölkerungsfrage. Weinhold schließt in einer populär-philosophischen Einleitung seinen Rath genau an die Entwicklungslehre an; er sagt: „Es ist letzter Zweck der Schöpfung, den moralischen Gesetzen alles unterworfen zu sehen. So wie das Individuum für sich selbst im Besonderen, so muß auch die ganze civilisierte Menschheit im Allgemeinen, welche durch weise Lehrer und Gesetzgeber über sich selbst bereits zum wahren Bewußtsein gebracht worden ist, mit ihrer Freiheit den Kampf beginnen gegen solche Erscheinungen einer bloßen Naturnothwendigkeit, welche sie mit den Thieren auf gleiche Stufe stellt (die Geschlechtsfunction nämlich); sie muß frei sein, den rechten Gebrauch einer moralischen Freiheit ernstlich wollen, wenn sie ihr Glück und das Glück der werdenden Geschlechter dauernd begründen will.“ Der Unterschied zwischen der ersten und dieser zweiten Entsagungslehre ist nur der, daß dort das Individuum die Entsagung, wenn auch im Sinne der Menschheit oder Humanität, doch mit sich selbst abzumachen hat, während hier „die Menschheit“ das Entsagung übende Subject ist; die Menschheit aber muß natürlich die einzelnen widerspenstigen Individuen – zwingen, wenn sie nicht freiwillig im Sinne der Menschheit leben. Man kann nicht sagen, daß Weinhold hierin irgendwo vom sittlichen Principe abweiche; die sittlichen Mächte, wie Kirche, Staat, Gemeinde u.s.w. unterwerfen stets diejenigen Individuen, welche sich den sittlichen Gesetzen nicht gutwillig fügen, einem unerbittlichen Zwange, lebenslänglicher Einsperrung u. dergl. Im Bewußtsein seiner sittlichen Berechtigung geht Weinhold daher auch zur unverschleierten Darlegung seines Planes fort und sagt: „Ich