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dem Erzherzogthum Oesterreich vereint. Wie sich um die Altstadt Wien die Vorstädte herumlagern, so lagern sich die österreichischen Länder um das Erzherzogthum und finden alle in der Kaiserstadt ihren Vereinigungspunkt. – Oesterreich ist in der That der Donaustaat; denn die Donaulande bilden den Kern. Aber es gehören noch zwei Seitenflügel dazu, und das sind Böhmen und ein Theil von Oberitalien. Böhmen ist für Oesterreich unentbehrlich, denn durch Böhmen berührt es das nördliche Deutschland, nimmt Theil an dem Gebiete der Elbe, und die Elbe weist auf die atlantische Welt hin. Diese Beziehung darf Oesterreich nicht fehlen. Wie aber Böhmen der nördliche, so ist die Lombardei der südliche Seitenflügel, und die Verbindung Oesterreichs mit Italien beruht auf tiefen Gründen.

Oesterreich hat hier die Erbschaft des alten deutschen Kaiserthums übernommen, welches nie von Italien lassen konnte. Das erste Auftreten der Germanen waren ihre Züge nach Italien. Diese Züge haben sich seit zwei Jahrtausenden fortwährend wiederholt und werden in veränderter Form immer stattfinden, eine Verbindung mit Italien wird irgendwie immer bestehen. Das deutsche Volk als ein universales Volk muß den europäischen Süden berühren, es muß den Boden der altclassischen Welt berühren. Und ebenso bedarf dieser altclassische Boden Deutschlands. Man lasse sich nicht durch das Aufbrausen des Nationalgeistes blenden. Dieses leichtbewegliche Volk, welches heute den Deutschen Tod schwört, wird sie vielleicht morgen selbst herbeirufen. Jetzt grade, meinen die Italiener, sei der rechte Zeitpunkt zur Errichtung eines Nationalreichs.Und ganz dasselbe hat vor mehr als dreihundert Jahren schon Macchiavell gesagt; er hat sich damals getäuscht, und man wird sich jetzt täuschen. Eine italienische Republik oder ein italienischer Föderativstaat wird nie von Dauer sein, wenn es augenblicklich dahin kommen sollte. Italien ist kein politisches Land. Der große Dante selbst hat