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„Reorganisation“ Europa’s liefert ein kleines anonymes Schriftchen „Polen, Preußen und Deutschland,“ von dessen Entwürfen ich es der Mühe werth halte, einige Kenntniß zu geben.

Der Föderalismus ist eine höhere Form des Völkerlebens als der Centralismus. Denn die Föderation kann sich, wo es noch thut, namentlich in den Beziehungen nach außen, zeitweilig concentriren, so daß sie dann einer Centralgewalt gleichkommt; die Centralisation aber kann nicht umgekehrt eine föderative Gestalt annehmen. Der Föderalismus ist die Verfassungsform der neuen Welt und der Zukunft. Was insbesondere Europa betrifft, so muß Rußland von demselben geschieden werden; Rußland, ein ausschließliches Flachland, characterisirt durch die Wolga, welche dem asiatischen Steppengebiete zuströmt, gehört nicht zum eigentlichen Europa und muß als ein besonderes Mittelstück zwischen Europa und Asien angesehen werden. In dem eigentlichen Europa liegt Deutschland in der Mitte, und darum kommt ihm auch das Mittleramt zu, und zwar ausdrücklich nicht ein Herrscherthum, sondern nur ein Mittleramt, welches sich nach den Ideen eines mehr entwickelten Bewußtseins und nach der gegenwärtigen Lage der Dinge gestalten muß. Denn Deutschland ist kein Nationalstaat und kann es nie werden. Ein Blick auf die Sprachkarte zeigt, wie auf der östlichen Seite hier der Slavismus weithin bis an das Fichtelgebirge in das deutsche Element hineintritt, dort das Deutschthum sich längs der baltischen Küste weit über Polen hinwegzieht, so daß es dem östlichen Deutschland wesentlich ist sich mit slavischen Völkern zu verbinden. Gehören denn nicht jetzt Böhmen, Mähren, Kärnthen und Illirien zu Deutschland, und sind das nicht überwiegend slawvische Landschaften? Sie sind aber in politischer Hinsicht Glieder des Reiches, und es gefährdet die deutsche Nation nicht, mit slavischen Völkern in einem Hause zu wohnen, so wenig als es unsere