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Vorzug der Gelehrten, die allgemeine Bildung, sollte Allen zu Gute kommen. Was ist aber, fragte man, allgemeine Bildung anderes als die Befähigung, trivial ausgedrückt, „über alles mitreden zu können“ ernster gesprochen, die Befähigung, jedes Stoffes Herr zu werden? Man sah, die Schule war hinter dem Leben zurückgeblieben, indem sie sich nicht nur dem Volke entzog, sondern auch bei ihren Zöglingen über der exklusiven Bildung die universelle versäumte, und sie anzuhalten unterliess, eine Menge Stoff, der uns vom Leben aufgedrungen wird, schon auf der Schule zu bemeistern. Hat ja doch die Schule, dachte man, die Grundlinien unserer Versöhnung mit Allem, was das Leben darbietet, zu ziehen und dafür zu sorgen, dass keiner der Gegenstände, mit welchen wir uns dereinst befassen müssen, uns völlig fremd und ausser dem Bereich unserer Bewältigung sei. Daher wurde aufs eifrigste Vertrautheit mit den Dingen und Verhältnissen der Gegenwart gesucht und eine Pädagogik in Aufnahme gebracht, welche auf Alle Anwendung finden musste, weil sie das allen gemeinsame Bedürfnis, sich in ihre Welt und Zeit zu finden, befriedigte. Die Grundsätze der Menschenrechte gewannen in dieser Weise auf dem pädagogischen Gebiete Leben und Realität: die Gleichheit, weil jene Bildung Alle umfasste, und die Freiheit, da man in dem, was man brauchte, bewandert, mithin unabhängig und selbständig wurde.

Indess das Vergangene zu fassen, wie der Humanismus lehrt, und das Gegenwärtige zu ergreifen, worauf es der Realismus absieht, führt beides nur zur Macht über das {{SperrSchrift|Zeitliche. Ewig} ist nur der Geist, welcher sich erfasst. Deshalb empfingen Gleichheit und Freiheit auch nur ein untergeordnetes Dasein. Man konnte wohl Anderen gleich, und von ihrer Autorität emancipiert werden; von der Gleichheit mit sich selbst, von der Ausgleichung und Versöhnung unseres zeitlichen und ewigen Menschen, von der Verklärung unserer Natürlichkeit zur Geistigkeit, kurz von