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Bestand der christlichen Wahrheit in ihrem innersten Grunde angreifen, sodaß mithin die Facultät diesem Urtheil nur – beitreten konnte.“ Glück auf, wir sind zu Ende. Nun schließlich noch zwei Nachblicke. Die „beschränkte Lehrfreiheit“ steht auf all den theologischen Fähnlein, die an uns vorüberzogen, niedlich eingestickt. Der Sinn dieser mystischen Figur ist folgender: Die wissenschaftliche Forschung ist „frei“, so lange sie eine „unfreie“ ist. Beispiel: Hätte Galilei nur geforscht, „wie“ die Sonne es anstelle, um die Erde zu laufen, so hätte er seine unschädliche „freie“ Forschung in alle Ewigkeit fortsetzen dürfen, zu großem utzen und Frommen der rechtgläubigen Christenmenschen. Da ihn aber diese Forschung dahin führte, zu fragen „ob“ sie sich überhaupt herumbewege, wurde die Sache gefährlich und die Forschung eine „zügellose, kecke, hyperskeptische, pseudokritische, krankhaft überspannte etc.“ Es war Hochverrath gegen den Glauben: Man hat den Satz: die Sonne bewegt sich um die Erde, als die „unwandelbare Grundlage der Christgläubigen“ vor sich. Auf diesem Tummelplatze darf Jeder herumspringen und allerlei Volten schlagen. Darüber hinaus liegt der Abgrund. Einen Teufel gibt’s; das ist die „unwandelbare Grundlage“. So sollen denn auch die symbolischen Bücher nicht für unwandelbar gelten; aber gelten sollen sie, „denn ihr Princip ist unwandelbar.“ Das ist so zu verstehen: Wie ein Mensch nicht ein kleines Kind bleibt, sondern sich entwickelt, so soll sich auch unser „Bekenntniß“ entfalten. Aber abfallen soll diese Blume nie, sondern – unwandelbar bleiben. Bleibt denn der Mensch? Er geht ein in den Tod, geht um so muthiger hinein, je edler er ist. Aber die Theologen halten fest an der „unendlichen Perfectibilität“; denn es graust ihnen vorm Sterben. Ueberall ein Bild der Lebenslust und der Todesfurcht. Und dabei berufen sie sich überall auf Luther. Luther war vor 300 Jahren das aufblühende Kind. Der Theologe ist jetzt

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Max Stirner: Max Stirner's Kleinere Schriften und Entgegnungen. , Berlin 1914, Seite 220. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Stirner_Schriften_220.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)