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ist. Was Wunder, wenn man da von Zeit zu Zeit die zuckende Grimasse der Todesfurcht zu sehen bekommt? – Was die einzelnen Gutachten betrifft, so lohnt es kaum, sie noch besonders zu gruppiren. Drei fassen sich ein Herz und läugnen geradezu, daß der Tod an ihrem Lager stehe und seine Beute lodere; zwei halten den Athem vor dem Schnitter an und meinen, es sei freilich wol der Tod, aber nicht ihr Tod; eine endlich schmeichelt dem Tod in der einen Stunde und läugnet ihn in der zweiten. Die separirten Herren gehören zur zweiten Klasse. In Todesangst aber sind sie alle; ein Anachronismus zu sein denkt keine. Sie wittern Morgenluft, die „Geburtswehen eines neuen Weltalters“, aber keine Wiedergeburt. Verfolgen wir sie daher nur der alphabetischen Ordnung nach, welche ihnen der Dekan der bonner Facultät anzuweisen beliebte; jedoch nur, um an jede zu unserm Vermerk eine kleine Etikette anzuhängen. Folianten ließen sich darüber schreiben, wenn man sich nicht scheuen müßte, viele Worte über solche Dinge zu machen. Das „anmaßlichste und naseweiseste“ Gutachten eröffnet den Reigen. Der Hr. Censor braucht mir diese Worte nicht zu streichen, denn sie gehören mir nicht. Ich entnehme sie vielmehr aus eben diesem Gutachten der berliner Facultät selbst. Nur die Summa desselben: „Der christliche Glaube geht von historischen Thatsachen aus und hängt daher von der Anerkennung der Realität dieser Thatsachen ab. Auf der »Voraussetzung« der Zuverlässigkeit des Zeugnisses, welches die heilige Schrift von den Thatsachen und der Lehre Christi und der uns durch ihn gewordenen göttlichen Offenbarung ablegt, auf der Ehrfurcht, mit der wir in derselben Gottes Wort vernehmen, beruht nicht blos die evangelische Theologie, sondern auch der Gebrauch der heiligen Schrift in der Gemeinde. An die Stelle des historischen Christenthums setzt aber Bruno Bauer ein ideales, wie er sich von dem Standpunkte seiner wilden phantastischen Speculationen

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Max Stirner: Max Stirner's Kleinere Schriften und Entgegnungen. , Berlin 1914, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Stirner_Schriften_216.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)