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auf die herrliche Aushülfe, welche in dem völligen Aufgeben der so gefährlichen Wissenschaft dargeboten wird, nur theoretisch und schüchtern hingewiesen; die angeregte Frage des Superintendenten und der Beifall seiner Amtsgenossen bilden den ersten erfreulichen Fortschritt zu einer offenen Praxis und zu der furchtlosen Würdigung Dessen, was Noth thut. Gegenüber diesem klaren Bewußtsein von dem Berufe eines heutigen Geistlichen, gegenüber der Einsicht, daß der Prediger nur dann heiter und sorglos fungiren könne, wenn er sich von allen bedrohlichen Untersuchungen der unbarmherzigen Kritik fern halte und durch keine wissenschaftlichen Bedenken oder Zweifel die Sicherheit seines Glaubens trüben laße, gegenüber dieser einfältigen und höhern Selbstschätzung wird der besagte Opponent mit seinem Eingehen auf die Synoptiker einen schweren Stand haben und jedenfalls deshalb unterliegen, weil allein die Ansicht des Superintendenten die consequente und wahre, die seinige dagegen eine gesuchte und erkünstelte ist. Man muß es in allen Fällen lohnt, wenn nach dem Spruchwort der Schuster darüber mit sich einig wird, daß er bei seinem Leisten bleiben solle. – Das in Ihrer Zeitung (Nr. 194) mitgetheilte, dem Frankfurter Journal entnommene „Glaubensbekenntniß der Freien“ ist in der That das lächerlichste Product von der Welt. Daß dergleichen Cruditäten den „Freien“ auch nicht im Traume einfallen, dieser Versicherung bedarf es kaum für Diejenigen, welche die Gegenwart kennen. Für Leichtgläubige will ich aber die Versicherung hersetzen, daß ich eine Anzahl „Freier“ über diese Mystification in fröhlicher Gesellschaft herzlich lachen hörte; sie waren Alle darüber völlig unbesorgt, daß irgend ein Mensch den Unsinn des Correspondenten im Frankfurter Journal, welcher „sich durch Zufall im Besitze des sogenannten Glaubensbekentnißes seiner Sektirer“ zu befinden vorgibt, für Sinn halten könnte, und meinten, es sei schon verkehrt genug, bei den

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Max Stirner: Max Stirner's Kleinere Schriften und Entgegnungen. , Berlin 1914, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Stirner_Schriften_149.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)