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öffentlichen Vorlesungen. Als Thatsache, nicht in kritischer Beziehung, darf der Verfasser diese selbst ein Phänomen nennen, der den öffentlichen Geist Königsbergs charakterisirt. Die Vorlesungen, bei welchen über 400 Zuhörer, Damen und Herren, aus allen Ständen anwesend waren, nahmen förmlich die Gestalt eines Meeting an, mit seiner dramatischen Bezüglichkeit zwischen Redner und Publicum. Jede Aeußerung, welche mit dem Bestreben des Fortschritts sympathisirte, jedes Stichwort der Zeit wurde mit lauter Acclamation und mit Händeklatschen begrüßt. Eine Erscheinung, deren der Verfasser nicht erwähnen würde, wenn er sich schmeicheln dürfte, daß der Beifall mehr ihm, als den Ideen überhaupt gegolten, die unsere Zeit bewegen. Sein einziges bescheidenes Verdienst dürfte sein, daß er öffentlich, vor Hunderten von Zeugen, Dinge besprochen, über die man sonst nur in seinen vier Pfählen zu dicutiren pflegte. Aber auch dieses Verdienst wird dem Redner dadurch geschmälert, daß er sein Publikum kannte.“ Diese Vorlesungen erscheinen nun abgedruckt, wie sie gehalten worden sind und geben so dem Verfasser Gelegenheit, Folgendes über die königsberger Censur zu sagen, nachdem er zuvor gegen die Censur überhaupt seinen Unmuth ausgelassen hatte: „Ich habe wahrlich nicht Ursache, mit meinem Censor unzufrieden zu sein, wenn ich’s nicht mit Censoren überhaupt wäre. In Königsberg ist das freie Wort schon Scheidemünze des geistigen Verkehr geworden, und kein Censor ist dort im Stande, diese außer Curs zu setzen, noch möchte ers. Wir haben in Königsberg Censoren, die das gehässigste aller Aemter mit schmerzlicher Aufopferung übernommen haben, um es nicht in die Hände Solcher übergehen zu lassen, die es mit Freunden übernehmen möchten. Königsberg ist, dem Osten gegenüber, nicht blos eine statistisch-geographische, sondern auch eine geistige Grenzstadt. Die Idee hat hier schon lange, bevor noch von einer Fortification am Pregel die Rede gewesen, ihre Montalembert’schen