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Selbst, hier in der Gestalt der Treue oder des Worthaltens, bleibt übrig, nachdem Weib und Kind, die Freiheit, ja selbst das Leben in die Schanze geschlagen worden. Der Germane stellt sich selbst, seine Unverbrüchlichkeit, muthwillig auf die Probe, um damit in jeder Probe zu bestehen. Diese Leidenschaft, Alles auf’s Spiel zu setzen, Gewinn- und Verlierbares ganz zu gewinnen oder ganz zu verlieren, war äusserst heftig, war Spielsucht, Sucht, dasjenige, was sonst als ein höchst Positives galt, auch in seiner höchsten Negativität darzustellen. In der Kampf- und Kriegslust setzten sie dieselben Güter auf’s Spiel und das oft aus keinem andern Grunde, als der abenteuerlichen Begierde, sie daran zu wagen.

Was an Vorstehendem undeutlich ist, das erklärt sich hinlänglich aus Rosenkranz lichtvollerer Darstellung.

Stirner.


22.

No. 259.

16. September 1842.

Wir müssen es recht sehr wünschen, daß Zeitungen von Allen gelesen werden, damit sie den Zeitgeist immer mehr kennen lernen, der ja ihr eigener Geist ist. Gehört aber zu dem Zeitgeiste nicht auch der Geist der Sprache, und dürfen Zeitungen zu Sünden gegen diesen Geist verführen? Schon genug hat man zu leiden von den verworrenen Satzbildungen, in deren Gestrüpp sich die struppigen, begrifflosen Vorstellungen ihrer Verfasser verkriechen: warum muss jetzt noch die tollste Participialkonstruktionenwuth über uns herfallen? Und jene Participialkonstruktion, von welcher Walesrode sagt, sie sei „so wunderbar gigantisch gewesen, daß alle Gymnasiallehrer Deutschlands erbleichten, und die Tertianer von den Schulbänken sprangen und jauchzend riefen: Nun haben wir Hundstagsferien!“ — sie war noch königlich im Vergleich mit den Participien, die wir alle Tage in öffentlichen Blättern lesen müssen.