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nach einigen Monaten wieder in die friedlichste Stimmung zurückging, dass Rüstungen, die allem menschlichen Urtheil nach in einem kriegerischen Ausbruch endigen mussten, ruhig wieder zurückgenommen werden konnten. Der Deutsche hat an dem Franzosen Alles, was ihm fehlt, äusserliche Glätte, gesellige Vielseitigkeit, persönliche Unbefangenheit gepaart mit grossem persönlichen Selbstgefühl, Nationalbewusstsein, Oeffentlichkeit des Lebens, Raschheit der That. Umgekehrt hat der Franzose an dem Deutschen die Innigkeit des Gefühls, die Nachhaltigkeit der Bildung, die Humanität des Bewußtsseins, die Universalität des Lebens und Strebens, die Reife der Handlung. Aber eben weil nun der Deutsche der universellere ist, weil ihn kein Nationaldünkel hemmt, so ist er der geschäftigere, sich das französische Element anzueignen.“

II., 100. „Der Germane ist von den ältesten Zeiten her dem Trunke leidenschaftlich ergeben. Deutschland ist das Land, in welchem Wein, Bier und Branntwein herrschen. Der Deutsche trinkt Alles. Und diese Sucht hat er durch die Kolonieen weiter verpflanzt. Aber bei ihm geht die Neigung zum Trunk aus einem ganz anderen Grunde hervor, als bei Völkern, denen die Vegetation des Bewusstseins, die halbe Bewusstlosigkeit noch die grösste Wonne gewährt. Bei ihm ist es der Uebermuth des Selbstgefühls, der sich mit dem Trunk gleichsam als mit einem Feinde einlässt, der ihm nichts soll ansehen können. Er ist die bis zum Frevel kühne Freiheit des Selbstbewusstseins, die ein schauerliches Gelüsten empfindet, mit der Natur sich einzulassen, zu sehen, wie weit sie es wohl zwingen könne.“

„Der Germane hat, so zu sagen, einen Ueberschuss von Kraft in sich, dem er abermals durch ein Unmaass begegnet. Der Romane, wie der Araber, weiss nichts von diesem seltsamen Drange. Er ist ohne Kampf gegen eine Versuchung massig, weil es ihm nothwendig ist, mit sich