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vorliegen, als Confessionen constituiren, so würde keine Macht der Erde sie daran hindern können. An Fanatismus, also auch an Freudigkeit, zu leiden, sich zu opfern, würde es ihnen so wenig fehlen, wie jemals einer bedrängten Sekte. Die Hengstenbergische Kirchenzeitung hat diesen Punkt oft in der Weise hervorgehoben, als zweifelte sie bei den Straussianern an dem Muth, irdischen Besitz, irdische Ehre für die Ueberzeugung in die Schanze zu schlagen. Sie irrt. Für viel untergeordnetere Dinge sind die Menschen standhaft in den Tod gegangen, immer aber löwenkühn, wenn es sich darum gehandelt hat, durch ihr Blut einem neuen Glauben Bahn zu brechen. Die Märtyrerpalme ist die süsseste. Wie noch jüngst erst die Prediger der Altlutheraner, von den Ihrigen getrennt, ihres Amtes entsetzt, im Gefängniss leidend, nur immer höheren Muth gewonnen, so würde es auch bei den Straussianern sein.“

II., 65. „Dem ungestümen Drange, uns der französischen Bühne der Gegenwart sogleich zu bemächtigen, muss etwas Tieferes zu Grunde liegen. Es muss eine Sympathie der Nationen sein, welche diesen Zauber bewirkt und diese Sympathie muss wiederum durch den Gegensatz bewirkt werden, den die Franzosen und Deutschen zu einander machen, den sie aber auch zu versöhnen trachten. Die Zeit des Hasses ist für beide Völker vorüber. Sie sagen es sich zwar oft noch sehr nachdrücklich, dass sie höchst unabhängig von einander seien und sich, ihre Selbstständigkeit zu wahren, einander sogleich mit allen Mordinstrumenten der modernsten Kriegsführung todtschlagen würden. Herr Becker hat diesen Trotz der Nationalität den Franzosen, und Herr Alfred de Musset den Deutschen erst neuerlichst zugesungen. Allein viel mehr als auf den Krieg sind sie auf den Frieden mit einander gestellt und wir haben das merkwürdige Schauspiel erlebt, dass eine Armee von 600,000 Mann, die vor Schlachtenruhm zu brennen schien,