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glaubt, in seiner eigenen Person darzustellen scheint. An mehreren Orten handelt er von diesem Zusammenlaufen des Einzelnen mit der Strömung des Allgemeinen, und wird gewiss keinen Tadel darin sehen, wenn man ihn ein Kind seiner Zeit d. h. des Eklekticismus, nennt. Allein man kann auch in dem Flusse der Zeit zurückbleiben und wird dann ein Bewohner des Binnenwassers, ohne je in die Fluchen des Oceans hinauszuschwimmen. Wo Strom und Meer zusammenkommen, da schaut man in die Weite, betrachtet gelassen und mit Interesse die vorbeiziehenden Seegestalten und — hält sich fein zu Hause. Wohl sehen unsere Tage noch sehr eklektisch aus, doch sind sie es nicht mehr. Ein Bruch ist durch sie hingegangen, wie über Nacht die Eisdecke des Haffs zerreisst, und ohne ihn zu kennen, wird mancher sorglose Wanderer beim dämmernden Morgen hineinstürzen, weil er von dem krachenden Donner der Nacht nichts vernommen hat und wähnt, er müsste von einem Bruche doch etwas wissen, da er noch vor Kurzem dieselbe Strasse ungefährdet hin- und hergezogen sei. Unsere Zeit ist nicht mehr eklektisch und parteilos; aber Tausende sind es noch und wollen es bleiben. Schöne Unparteilichkeit, wer deinen idyllischen Frieden genösse! Ich aber mag dich nicht, nicht die Fülle deiner Genüsse, nicht deine wunderselige Allseitigkeit, nicht deinen Frieden, nicht deine Unschuld! So lange das Wesen unserer Zeit eklektisch war, galt Rosenkranz unbestritten als einer ihrer Vordermänner; seitdem aber nur ihr trügerischer Schein eklektisch geblieben ist, müsste er kühner ausschreiten, als er es thut, um nicht zu einem Nachzügler zu werden.

Die vorliegenden beiden Bände geben reichlichen Stoff, auf diese Gefahr des Zurückbleibens hinzuweisen. Der Leser, welcher in seiner eigenen Brust es fühlt, dass der Eklekticismus vorüber ist, wird von selbst darauf stossen; ich meinerseits will gerade eine sehr unscheinbare Stelle