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„Alles trifft die Armen am Härtesten, Alles wird ihnen schwerer gemacht, Alles müssen sie theurer bezahlen — bis auf den Tod. Es ist so und keine Gesetzgebung ändert’s, keine Parlamente und kein König. Alle Zeiten haben sich vergebens bemüht, ihr Loos zu bessern; nicht die Halljahre der Juden, nicht die agrarischen Gesetze, nicht die Jacobiner haben’s durchgesetzt, und keiner Zeit wird es gelingen, Armengesetze zu erfinden, nach denen der Reiche nicht leichter gewinnt und wohlfeiler einkauft, als der Arme. Daß aber auch ein Gesetz, das über Ehescheidung, aus Christus Geboten seinen Ursprung herleitend — der das Himmelreich vorzugsweise den Armen predigte — daß auch dies Gesetz wieder vorzugsweise die Armen drücken soll!“

„Zwei Strömungen begegnen sich in unserer Gegenwart. Dem unaufhaltsamen Strom der vorwärts dringenden[WS 1] Intelligenz, die alle Schranken bricht, alle Traditionen überfluthet, was uns ehrwürdig und heilig war als Illusion bei Seite wirft, begegnet eine religiöse Rückströmung. Der Kampf der beiden Strömungen ist noch lange nicht entschieden. Durch äußere Gewalt wird er es nicht. Wer dazu greift, bekennt vor den Gegnern seine eigene Schwäche, den Mangel an Vertrauen zu seiner Sache. Der alte Glaube, die alte Sitte, fühlen sie sich schon so schwach, daß sie zu den Gesetzen flehen müssen: rettet uns! Der Nimbus freilich thut es nicht mehr. — Ihr meint besser zu thun im Flicken und Ausputzen der untergegangenen Vergangenheit, im Spiel mit alten Formen, im Hervorsuchen alter Gesetze. Umsonst, die Welt beugt sich nur noch vor dem Geiste."

Die eigentliche Entscheidung der Frage ist in diesem Auszuge geflissentlich übergangen.


16.

No. 164.

13. Juni 1842.

Le Semeur, ein Pariser Journal für religiöse, politische, philosophische und literarische Interessen, gibt

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: drigendenn