Seite:DE Stirner Schriften 014.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

dieses Buch! Ein Mann der gläubigsten Gottesfurcht, dessen Herz von Groll erfüllt ist gegen die verruchte Rotte der jungen Hegelianer, geht auf den Ursprung derselben, auf Hegel selbst und dessen Lehre, zurück, und findet — o Schrecken! — die ganze revolutionaire Bosheit, die jetzt aus seinen lasterhaften Schülern hervorsprudelt, in dem verstockten, scheinheiligen Sünder schon vor, welcher lange für einen Hort und Schirm des Glaubens gegolten. Voll gerechten Zornes reißt er ihm die bisherigen Priestergewänder vom Leibe, setzt ihm, wie die Pfaffen zu Costnitz dem Huß, eine mit Teufeln und Flammen bemalte Papiermütze auf's kahlgeschorene Haupt und jagt den „Erzketzer“ durch die Gassen der erstaunten Welt. So unverzagt und allseitig hat noch Keiner den philosophischen Jacobiner enthüllt. Es ist dies unverkennbar ein vortrefflicher Griff des Verfassers, daß er einem entschiedenen Knechte Gottes den radikalen Angriff auf Hegel in den Mund legt. Diese Knechte haben das Verdienst, daß sie sich nie blenden ließen, sondern[1] aus richtigem Instinkt in Hegel ihren Erzfeind und den Antichristen ihres Christus witterten. Nicht wie jene „Wohlgesinnten“, die es weder mit ihrem Glauben, noch mit ihrem Wissen verderben mochten, gaben sie sich zu einem leichtgläubigen Vertrauen her, sondern mit inquisitorischer Strenge behielten sie stets den Ketzer im Auge, bis sie ihn fingen. Sie ließen sich nicht täuschen, [2]— wie denn die Dümmsten gewöhnlich die Pfiffigsten sind — und können deshalb mit Recht fordern, als die besten Kenner der gefährlichen Seiten des Hegelschen Systems gepriesen zu werden. „Du kennst den Schützen, suche keinen andern!“ Das wilde Thier weiß sehr genau, daß es sich vor dem Menschen am meisten zu fürchten hat.

Hegel, der den Menschengeist zum allmächtigen Geiste erheben wollte und erhoben hat, und seinen Schülern die Lehre eindringlich machte, daß Niemand außer und über sich das Heil zu suchen habe, sondern sein eigner Heiland


  1. WS: Druckfehler sodnern
  2. WS: Druckfehler, keine Leerstelle