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Grad wollte ich zu dir hinaufschauen. Paul hat mir gesagt – - Ja, wie schaust du denn aus?“ – „Wie schau ich denn aus, Tante? Es geht mir schon ganz gut. Ich habe auch eine Kleinigkeit gegessen.“ Sie merkt was, sie merkt was. – „Else – du hast ja – keine Strümpfe an!“ – „Was sagst du da, Tante? Meiner Seel, ich habe keine Strümpfe an. Nein –!“ – „Ist dir nicht wohl, Else? Deine Augen – du hast Fieber.“ – „Fieber? Ich glaub nicht. Ich hab’ nur so furchtbare Kopfschmerzen gehabt, wie nie in meinem Leben noch.“ – „Du mußt sofort zu Bett, Kind, du bist totenblaß.“ – „Das kommt von der Beleuchtung, Tante. Alle Leute sehen hier blaß aus in der Halle.“ Sie schaut so sonderbar an mir herab. Sie kann doch nichts merken? Jetzt nur die Fassung bewahren. Papa ist verloren, wenn ich nicht die Fassung bewahre. Ich muß etwas reden. „Weißt du, Tante, was mir heuer in Wien passiert ist? Da bin ich einmal mit einem gelben und einem schwarzen Schuh auf die Straße gegangen.“ Kein Wort ist wahr. Ich muß weiterreden. Was sag’ ich nur? „Weißt du, Tante, nach Migräneanfällen habe ich manchmal solche Anfälle von Zerstreutheit. Die Mama hat

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Arthur Schnitzler: Fräulein Else. Paul Zsolnay Verlag, Berlin, Wien, Leipzig 1924, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Schnitzler_Else_112.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)