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Gesichtszügen und glühenden Augen. Ihre südlichen Formen, das vollkommene Ebenmaß ihrer Glieder, gaben ihr einen besondern Reiz, wie, in Thränen aufgelöst, an die Knie des alten Mannes geschmiegt, sie flehend zu ihm aufblickte. De España war in sichtlicher Verlegenheit, bat, tröstete im liebenswürdigsten, sanftesten Ton; Alles vergebens; sie wollte nicht aufstehen, bis der General sein Wort als Edelmann (palábra de Caballéro) gegeben; doch damit schien er nicht heraus zu wollen. Endlich glaubte auch ich, ausnahmsweise fürsprechen zu müssen, und nannte den Namen eines in Carall befindlichen christinischen Obersten, der gegen Mondedeú ausgewechselt werden könnte; doch ein strenger Blick de España’s schloß mir den Mund. – Bei allem Aufwande von Galanterie, die schöne Frau zu trösten, blieb er unerbittlich; er lud sie zu Tische, gab ihr den Arm, legte selbst ihr die besten Stücke vor; doch wie sie von ihrem Manne zu sprechen anfing, fiel ihr der General mit kläglicher Miene in’s Wort: „Um Gott! Señora, kränkt mich doch nicht so.“ Als wir endlich allein waren, versicherte er mich, schon lange nicht so viel gelitten zu haben; „ich kann,“ schloß er, „den Oberst

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Felix Lichnowsky: Erinnerungen aus den Jahren 1837, 1838 und 1839. Zweiter Theil. Johann David Sauerländer, Frankfurt am Main 1841, Seite 240. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_LICHNOWSKY_E_2_240.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)