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einen langen Tisch mit vielen Couverts gedeckt, und meine Besucher um denselben stehend. Sie wollten mir ein Diner geben und hatten mit hungrigem Magen meines Aufwachens geharrt. Die dampfenden Schüsseln, die sogleich aufgetragen wurden, machten jedes Ablehnen dieser Ueberraschung unmöglich, auf die sie sich viel einzubilden schienen. Ich mußte also annehmen, wollte ich Geistlichkeit und Ayuntamiento nicht gröblich beleidigen und ihnen einen schlechten Begriff unzeitigen Stolzes geben. Ich kann nicht läugnen, daß es mir peinlich war, dieses arme Dorf in ungewöhnlichen Aufwand zu versetzen, doch in das Unvermeidliche mich fügend, nahm ich zwischen Pfarrer und Alcalden Platz. Herr von Meding und Trilla, auch der Lieutenant der Carabiniers, die Regidoren und die Capläne der Kirche nahmen die übrigen Sitze ein; sogar mein Diener mußte sich neben einem „del Consejo“ (vom Dorfrathe) niedersetzen, der ihm unaufhörlich einschenkte und ihn mit „Señor Ayuda de Camara“ titulirte. Vor mir wurde ein ganzer gebratener Schöps aufgestellt, der schon aus der Küche her, stark nach Zwiebeln und Knoblauch roch. Vortreffliche Forellen eines nahen Gebirgsbaches wären das Beste

Empfohlene Zitierweise:
Felix Lichnowsky: Erinnerungen aus den Jahren 1837, 1838 und 1839. Zweiter Theil. Johann David Sauerländer, Frankfurt am Main 1841, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_LICHNOWSKY_E_2_149.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)