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so ist dieß eine Begebenheit für die ganze Straße. Die Krämer und Lieferanten, die, dem Beispiele ihrer Vordern gleich, seit den großen Zeiten des Languedocs und der Macht der Capitouls dieselben adeligen Familien mit dem Nöthigen versorgen, gucken so neugierig und besorgt aus ihren dunklen Laden, als sollten sie noch jenen vornehmen Hochverräther und enthaupteten Gouverneur, den großen Montmorency mit seinem zahlreichen Gefolge durchsprengen sehen, dessen Geschichte in des Volkes Mund fortlebt, so wie das Beil, womit er enthauptet worden, mit andächtiger Verehrung noch heute gezeigt wird. Auch heißt seit seiner Zeit eine Taverne „aux armes de Montmorency“, und zeigt an eisener Stange die sechzehn Lerchen (alérions) und das rothe Kreuz auf goldnem Felde mit der Umschrift „Dieu aide au premier baron chrétien.“[1]


  1. In Paris gibt es höchstens ein hôtel aux armes de la ville de Paris, das sich in der rue de la Michodière unterfängt, das bürgerliche Schiff der Metropole gemalt zu zeigen; das hôtel de Montmorency auf dem Boulevard würde mit derlei heraldischen Velleitäten vor den Steinwürfen des Pöbels gewiß nicht sicher sein.
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Felix Lichnowsky: Erinnerungen aus den Jahren 1837, 1838 und 1839. Zweiter Theil. Frankfurt am Main 1841, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_LICHNOWSKY_E_2_097.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)