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Reinlichkeits Sorgfalt, ein blödes, vor sich hin glotzendes Auge; so weit die erste Erscheinung. Die grenzenloseste Ignoranz der gewöhnlichsten Rudimente erster Erziehung; vornehmes Verachten aller Kenntnisse und Wissenschaften; unleidlicher Hochmuth gegen den kleinen Adel, vorzüglich aber gegen Bürger, Künstler, Gelehrte und Kaufleute; intime Familiarität mit ihrer Valetaille, mit der sie auf dem vertrautesten Fuße leben, und kriechende Unterthänigkeit gegen Alles, was die königliche Person in näherer oder weiterer Beziehung, als zum Pallaste gehörig, umgibt. Dieser Drang nach der königlichen Sonne webt sich in ihr ganzes Leben ein, und findet sich überall wieder. Der Grand, der am Hofe lebt, Grande madrileño, und den ganzen Kammerschlüssel trägt (gentilhombre de camara con ejercicio) nennt sich mit stolzer Demuth un criado de Su Magestad (criado, Domestike, Lakaye, wohl von Diener, Servidor, zu unterscheiden). Wenn er noch so verschuldet, von neuem Adel oder geringem Besitzthum ist, so sieht er doch mit Verachtung auf den in seiner Provinz, in Mitte seiner Vasallen, seiner großen Domänen, in angestammter Würde, großen Anhang und Einfluß lebenden Granden, und sagt: es un

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Felix Lichnowsky: Erinnerungen aus den Jahren 1837, 1838 und 1839. Zweiter Theil. Frankfurt am Main 1841, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_LICHNOWSKY_E_2_078.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)