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Uniform-Oberrock, der die Stelle des Schlafrocks vertrat, in einen weiten Armsessel gelehnt. Er sah sehr bleich und eingefallen aus, und war während meiner dreimonatlichen Abwesenheit um mehrere Jahre älter geworden, obgleich er affectirte heiter und sorglos zu erscheinen. Nach den ersten Begrüßungen wies er das vor ihm aufgeschlagene Buch: „Es ist Tacitus,“ hub er an „er sagt, daß ein Bürgerkrieg, der lange dauert, ein Beweis der Unfähigkeit beider Parteien ist.“ Ich unterdrückte bestmöglichst die Verwunderung, die mir dieser Ausspruch im Munde des Feldherrn ablockte, der zweimal unser Heer befehligt, und frug ihn, ob er glaube, daß Maroto bald eine Schlacht liefern werde. „Este imbecil, que hay de batirse,“ war die ganze Antwort. Ein weiteres Urtheil zu verlangen, schien mir, nach dieser etwas derben Aeußerung überflüssig. Nach einer langen Pause fing er an, die verschiedenen Agenten des Königs im Auslande durchzugehen, lobte den Marquis de Labradór, tadelte den Grafen Alcudia sehr scharf, sprach ihm allen gesunden Menschenverstand ab, und sagte es wäre der blutgierigste Mensch den er kenne, indem er als Schlußbemerkung zusetzte: „wenn der könnte, er würde mich hängen

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Felix Lichnowsky: Erinnerungen aus den Jahren 1837, 1838 und 1839. Zweiter Theil. Frankfurt am Main 1841, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_LICHNOWSKY_E_2_047.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)