Seite:DE LICHNOWSKY E 1 277.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

neu aufzuleben schien, doch für den Guerillaskrieg nicht mehr geschaffen. Demungeachtet hatte er seine thätigen Gewohnheiten nicht verändert, und nahm es auf langen Ritten, beschwerlichen Märschen, meilenweitem kecken Jagen durch coupirtes Terrain, mit den Jüngsten und Kräftigsten auf. Er schlief nie mehr als zwei bis drei Stunden, trank nur Wasser und Milch, und nahm sehr wenig Nahrung zu sich.

Merino ist von hohem Körperbau, hager, dürr und dabei kräftig. Sein merkwürdig schöner, antik geformter Kopf ist an Scheitel und Schläfe mit wenig grauen Haaren nur dürftig bedeckt. Dicke, buschige, schwarze Brauen, wie ich sie nur ein Mal wieder an Marschall Marmont gesehen, ragen über hohlliegende Augen, die einen eigenen, gutmüthig sarkastischen Ausdruck haben. Ein beinahe lippenloser Mund schließt sich fest über zwei Reihen vortrefflicher Zähne, die er alle, trotz seines hohen Alters und beständigen Rauchens, erhalten hat. Er trug gewöhnlich eine schwarze Zamarra aus Schaffell, darunter eine schwarze Weste und Binde mit geistlichem Zuschnitt und schwarze weitschlotternde Beinkleider; lange gewichtige Sporen, den spitzzulaufenden schwarzsammtnen Hut der Castilianer


Empfohlene Zitierweise:
Felix Lichnowsky: Erinnerungen aus den Jahren 1837, 1838 und 1839. Erster Theil. Frankfurt am Main 1841, Seite 277. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_LICHNOWSKY_E_1_277.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)