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herbei, und drängte sich auf die Straße, den König zu sehen. Aus dem tausendstimmigen Ruf: „Viva el Rey, el libertadór!“ tönte oft das Wort „Paz“ hervor. Alle glaubten, das Ende des langen Krieges sei gekommen, alles Elend werde aufhören, und ihr unglückliches Land unter einer väterlichen Regierung in neuem Flor erblühen. Die Geistlichkeit, mit Kreuz und Pallium, empfing den König am Eingang aller Orte. Die männlichen Einwohner zogen prozessionweise entgegen, die Ayuntamientos an ihrer Spitze legten zu den Füßen des königlichen Pferdes die Schlüssel ihrer Städte und die Urkunden ihrer Privilegien nieder, die von Carl V. neu bestätigt wurden. Alle Fenster und Balkone waren mit Frauen gefüllt, die Lorbeer- und Blumenkränze auf die durchziehenden Truppen warfen; vor allen Häusern wehten Fahnen, waren Teppiche ausgebreitet; Guirlanden, von Baum zu Baum geschlungen, flatterten durch die Lüfte; die Straßen, alle Dächer waren mit Menschen vollgepfropft, und auf den Plätzen Estraden errichtet, die herbeiströmende Volksmasse zu fassen, die in lautem Jubel jedes vorbeidefilirende Bataillon begrüßte. Große Kübel mit Wein standen unter jeder Thüre,

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Felix Lichnowsky: Erinnerungen aus den Jahren 1837, 1838 und 1839. Erster Theil. Frankfurt am Main 1841, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_LICHNOWSKY_E_1_218.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)