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uns klar ward, es sei kein Aufsuchen der feindlichen Colonne, sondern Eindringen in Castilien beabsichtigt.

Am 1. September ging es, in einer weiten Ebene, durch sieben Stunden bis Calamocha, einer größern freundlichen Stadt, die erst Tags vorher ein feindliches Streifcorps verlassen hatte. Dort langten wir Mittags an und wurden vortrefflich einquartirt. Ein großer Pallast, von sehr respektablem Aeußern aber ziemlich öde, war mir als Wohnung angewiesen worden. Nach einigen Stunden, die ich dem Schlafe gegönnt, meldete meine Ordonnanz einen Fremden, „der keine christliche Sprache rede“ (que no habla cristiano). Ein Parapluie unter dem Arme und mit einem Strohhut bedeckt, präsentirte sich mir ein alter Bekannter aus Schlesien, Herr von Keltsch, ehemaliger königl. Preuß. Artillerie-Lieutenant. Er war über Barcelona und Valencia, durch alle feindlichen Heere und Linien, nach mancherlei Abenteuern, auf fast wunderbare Weise zu uns gelangt. Ich stellte ihn noch denselben Abend dem Könige und dem Infanten vor, und er hat seither bis zum letzten Augenblicke mit großer Auszeichnung im königlichen Heere gedient. Ich werde noch auf ihn zurückzukommen Gelegenheit haben.

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Felix Lichnowsky: Erinnerungen aus den Jahren 1837, 1838 und 1839. Erster Theil. Frankfurt am Main 1841, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_LICHNOWSKY_E_1_210.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)