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Entbehrungen aller Art daherzogen. Die Truppe litt sichtbar. Durch Hunger und Ermüdung erschlafft, schlichen die Soldaten schweigend einher, und vergebens hätte man nach jenen muntern Gesängen gelauscht, die von den baskischen Bergen wiederhallten, wenn ihre Söhne sie durchschritten. Viele Pferde fielen; traurig folgten die demontirten Reiter ihren Escadrons, und versuchten oft stundenlang ihre Sättel nachzuschleppen, bis Ermüdung zwang, sie wegzuwerfen. Ohne eine Niederlage schien das Expeditionscorps seiner Auflösung nahe.

Ungeachtet dieser Aufzug wenig geeignet war, das Vertrauen der Einwohner zu erwecken, empfingen sie doch den König in diesen wohlgesinnten Landstrichen mit lautem Jubel. Ihr Enthusiasmus erinnerte an die guten baskischen Provinzen; wie dort kamen sie meilenweit entgegen, und im ärmsten Dorfe fehlten nie Glockengeläute, Laubgewinde, Musik, Pechfackeln und Beleuchtung der Häuser. Am Eingange breiteten die Männer nach altcatalonischer Weise knieend ihre Mäntel unter die Füße des königlichen Pferdes. Das alles half freilich wenig, denn wenn der Jubel vorbei war, legten wir uns hungrig und ermüdet zu kurzer Ruhe.

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Felix Lichnowsky: Erinnerungen aus den Jahren 1837, 1838 und 1839. Erster Theil. Frankfurt am Main 1841, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_LICHNOWSKY_E_1_145.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)