Seite:DE LICHNOWSKY E 1 042.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und treueste Diener des Königs, war im Dienst als Kammerherr. Er ist eine jener immer seltener werdenden Erscheinungen mit gänzlicher Selbstverläugnung, seinem Herrn im Glück und Unglück folgend. Er hat nie begriffen, daß der König ihn für seine Aufopferungen je zu belohnen hätte. Nach spanischer Etikette öffnete ich leise die Thüre des königlichen Cabinets und rief: „Sire!“ indem ich meinen Namen hinzusetzte. So stand ich denn das erste Mal vor König Carl V. Ich war so ergriffen als ich mich vor dem unglücklichen Monarchen befand, der seinem großen Ahn Pelayo gleich, mit dem Degen in der Faust sein Reich wieder zu erobern gekommen, daß ich kaum ein Wort hervorzubringen im Stande war. Der König redete mich sehr gnädig an und sprach vom gestrigen Tage, vom zweiten Bataillon von Guipuzcoa und von allen seinen braven Vertheidigern, die, setzte er traurig hinzu, er nicht zu bezahlen und nicht zu belohnen im Stande sei. Ich kann nicht sagen, wie jedes dieser königlichen Worte mich erschütterte. Carl’s V. Gestalt ist weder schön noch imposant, doch kam er mir in diesem ärmlichen Pfarrhause, in der einfachsten Kleidung, so groß und würdevoll vor, wie kein Monarch

Empfohlene Zitierweise:
Felix Lichnowsky: Erinnerungen aus den Jahren 1837, 1838 und 1839. Erster Theil. Frankfurt am Main 1841, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_LICHNOWSKY_E_1_042.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)