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28.

Den Reichen trägt das Thierlein durch den Koth;
Das Pflänzlein ißt der Arme auf dem Brod.

29.

Heut wie morgen und wie gestern,
Sitzen neun und neunzig Schwestern;
Keine geht vom Ort,
Keine spricht ein Wort;

5
Ihren Mund verschließt ein Schloß;

Tod und Leben sind in ihrem Schooß.

30.

Nun rathet, was ist das?
Ein Spiegel ohne Rahm und Glas.
Habt ihr ein ehrlich Angesicht,
Schaut herzhaft drein, ihr seht euch nicht.

5
Drin sieht sich nur ein Bösewicht;

Und sieht er sich, so lauft er fort,
Und flieht an einen andern Ort.
Auch schaut er nie daheim hinein,
Es muß auf einer Reise seyn.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Peter Hebel: J. P. Hebels sämmtliche Werke: Band 2. Chr. Fr. Müller’sche Hofbuchhandlung, Karlsruhe 1834, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Hebel_Werke_1834_2_219.png&oldid=- (Version vom 30.5.2021)