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sich Musicanten, um durch Blasinstrumente den festlichen Abend zu verherrlichen. Die Musik ertönte, und unter der Melodie: God save the king! fuhren die beiden Kähne heran. Zwei Jünglinge stiegen in das Schiff, auf welchem Hebel sich befand, begrüßten ihn mit einer kurzen Anrede, und brachten ihm ein lautes Lebehoch. Alle Anwesenden stimmten jubelnd ein unter dem Klange der Musik. Sämmtliche Schiffe fuhren hierauf langsam nebeneinander auf dem Neckar nach Mannheim zurück. Unter muntern Gesprächen und fröhlichen Gesängen und unter dem Anstoßen der gefüllten Gläser von einem Schiff in das andere hinüber wurde die Fahrt fortgesetzt und vollendet. Schon waren die letzten Strahlen der Sonne verschwunden, ehe sie am Ziele ihrer Fahrt ankamen, und der stille Mond mit seinem Glanze war aufgestiegen. Alles trug dazu bei, die Feier des Abends zu erhöhen. Auch Hebels frohe Gemüthsstimmung war wieder erwacht. Aus seinem verklärten Blicke strahlte Freude, und er versicherte, er habe schon lange keinen so frohen Abend mehr gehabt. Als er jetzt im Dunkel der anbrechenden Nacht die Leute bemerkte, die aus ihren Gärten zurückkehrten, und an dem Ufer hin der Stadt zueilten, so fiel ihm das mythologische Reich der Todten ein. „Es kommt mir vor,“ sprach er, „als ob wir auf dem Styx führen, und jene Fußgänger dort Schatten wären, die zu uns einsteigen möchten, aber vom Charon nicht zugelassen würden.“

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Johann Peter Hebel: J. P. Hebels sämmtliche Werke: Band 1. Chr. Fr. Müller’sche Hofbuchhandlung, Karlsruhe 1834, Seite LXX. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Hebel_Werke_1834_1_72.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)