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Eine besondere Geschicklichkeit aber zeigte er um diese Zeit auch in der Kunst, Räthsel, Charaden und Logogriphe zu verfassen. Vornehmlich in dem Drechslerischen Kaffeehause, welches Hebel besuchte, und unter der Gesellschaft, die sich daselbst an ihn anschloß, und die er scherzweise die große Charaden- und Räthselakademie bei Drechsler nannte, übte er solche Kunst. In der ganzen Gesellschaft glänzte er auch in dieser Hinsicht durch seine Geschicklichkeit am meisten hervor. Solche Räthsel, wie er sie verfaßte, zum Beispiel, als er das Spinngewebe, den Steckbrief, die Zeitung, das Brettspiel, den Trauermantel, den Rittersporn, die Finger, den Schreibsand, das Bleistift, den Rausch, die Nacht, das Haar, oder sonst noch Anderes zum Gegenstand des Errathens machte, und solche Charaden, dergleichen er zu den Worten: Nordlicht, Grundbirne, Roßmarkt, Schafgarbe, Thierkreis, Ballhorn, Liebhaber, Steinbruch, und zu noch anderen verfertigte, wurden von jeher unter das Beste gerechnet, was in diesem Fache der Dichtkunst erschien. Besonders zeigte sich aber sein eigenthümlicher Witz in einer von ihm erfundenen neuen Art von Charaden, die er Trugcharaden nannte, weil er darin den Lesern gleichsam eine Falle legte, ihre Gedanken geflissentlich durch Angabe gewisser auffallender Merkmale auf einen unrechten Gegenstand hinleitete, und ihnen am Ende, wenn sie schon glaubten, die Auflösung

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Johann Peter Hebel: J. P. Hebels sämmtliche Werke: Band 1. Chr. Fr. Müller’sche Hofbuchhandlung, Karlsruhe 1834, Seite XLIV. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Hebel_Werke_1834_1_46.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)