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Sohn als Begleiter. Noch ahndete man, als sie Basel verließen, die Nähe des Todes nicht. Auf der Straße aber zwischen den Dörfern Brombach und Steinen, ungefähr in der Mitte des Wegs von Basel nach Hausen, verschlimmerte sich der Zustand der Kranken so sehr, daß alle Hoffnung auf Rettung verschwand. Ehe nur ein Arzt herbeigeholt werden konnte, lag sie in den letzten Zügen, und verschied unter dem lauten Schluchzen und Weinen ihres bei diesem herzzerreissenden Anblicke trostlosen Sohnes. Ihr Leichnam wurde hierauf nach Hausen gebracht, und auf dem Kirchhofe daselbst beerdigt.

Auf’s innigste liebte Hebel seine Mutter, und sein ganzes Leben hindurch blieb ihm ihr Andenken heilig. Nur mit der tiefsten Rührung vermochte er an sie zu denken und von ihr zu sprechen. Auch in einer an eine Landesgemeinde gerichteten Antrittspredigt, die er im 60sten Jahre seines Lebens schrieb, aber nicht vollendete, erwähnt er derselben. Er habe, sagt er, im dreizehnten Jahre seine Mutter verloren. „Aber“ – fährt er fort – „der Segen ihrer Frömmigkeit hat mich nie verlassen. Sie hat mich beten gelehrt, sie hat mich gelehrt an Gott glauben, auf Gott vertrauen, an seine Allgegenwart denken. Die Liebe vieler Menschen, die an ihrem Grabe weinten, und in der Ferne sie ehrten, ist mein bestes Erbtheil geworden, und ich bin wohl dabei gefahren.“

Empfohlene Zitierweise:
Johann Peter Hebel: J. P. Hebels sämmtliche Werke: Band 1. Chr. Fr. Müller’sche Hofbuchhandlung, Karlsruhe 1834, Seite X. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Hebel_Werke_1834_1_12.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)