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den Geisterradler ausgenommen … Wenn’s nun dieser Mann wäre, Herr Schraut?!“

„Nein,“ erklärte ich. „Die, denen der Motorradler begegnet ist, schildern ihn als groß und schlank. Der Ermordete ist kaum mittelgroß und untersetzt.“

„Ganz recht. Aber diese Zeugen können sich irren. Ein Ledermantel mit Gurt macht schlank.“ – Göbbel war noch jung. Aber er verstand etwas von seinem Beruf. Ihm fehlte lediglich die Erfahrung noch.

Er verteidigte seine Annahme, der Tote sei vielleicht der Geisterradler, mit Hartnäckigkeit. Ich konnte ihm doch nicht sagen, daß der Geisterradler um dieselbe Zeit, als der Mord stattfand, in der Lehmgrube sein Quartier gesprengt hatte. Ich war gezwungen, weiter den Ahnungslosen zu spielen. Keine angenehme Aufgabe, da ich jedes meiner Worte genau prüfen mußte, um mich nicht zu verraten.

Das Gewitter kam derweil langsam herauf. Als wir die Nordseite des Haubenberges und den Feldweg erreicht hatten, zuckte der erste Blitz hernieder.

Ein alter bucklicher Mann, der schwer an einem mit Gras beladenen Handwagen zog, keuchte vorüber und murmelte einen Gruß.

Es wurde finster. Die schwarze Wolkenwand war über uns. Jeden Augenblick konnte der Platzregen losbrechen.

Wir schlichen unter die einzelne Linde am Wege, dieselbe Linde, die am Tage die Bienen umsummt hatten. Ihr Blütenduft war schwer und aufdringlich.

Ich sah nach der Uhr.

Genau halb zwölf …

Wir warteten. Ein paar Tropfen fielen. Hier in der Nähe des Gebirges machte sich die Unzuverlässigkeit der Welterscheinungen bemerkbar: Es gab ein Gewitter ohne Regen.

Harald erschien nicht. Es wurde Mitternacht. Das Unwetter

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Max Schraut: Dämon Chanawutu. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1928, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:D%C3%A4mon_Chanawutu.pdf/47&oldid=- (Version vom 31.7.2018)