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Es lag so viel Angst und Sorge in dieser melodischen Stimme, daß ich unwillkürlich nickte.

Rasch zog sich die Verschleierte zurück. Ich hörte noch das Rauschen von Blättern …

Nichts mehr …

Gedankenvoll ging ich der Stadt zu. Kein Zweifel: Das mußte die Frau sein, die nach Frau Ottis Brief damals nachts, als Reimert hier dem Geisterradler begegnete, das Tier vom Zaun weggerufen hatte.

Wer war die Frau, die in Berlin Brieftauben uns gestohlen und wieder hatte fliegen lassen – mit vier unklaren Zetteln. Wer war’s?! In der Ruine des Haubenberges sollte doch Doktor Petersen ganz allein hausen! Und dann ..: „Es soll nicht noch mehr Unheil entstehen“ ..?! Bildete die Fremde sich ein, daß wir den Geisterradler fangen und das halbe Geheimnis ungeklärt lassen würden?! –

Vor dem Hause der Rätin ein Häuflein Gaffer … Wieder bekam ich einige Liebenswürdigkeiten zu hören.

In der Ladentür stand Frau Reimert, hübsch und leicht kokett …

„Morgen, Herr Schrimke … – Nun?!“

Ich rief wütend: „Nicht mal harmlose Touristen läßt man in Ruhe ..! Was haben wir mit dem Mord zu tun! Wenn ich den Kerl wüßte, der uns da denunziert hat ..!!“ Ich drohte mit meinem Stock.

Frau Reimert lächelte freundlich. „Ärgern Sie sich doch nicht ..! Da – der Lautsprecher gibt Ihnen die einzig richtige Weisung – Schallplattenmusik aus Berlin: „Trink, Brüderlein, trink, laß doch die Sorgen zu Haus!“

„Sie haben recht, Frau Reimert …! Und ein gutes Gewissen – weichstes Ruhekissen! Wiedersehen!“

Ich betrat das Haus.

Oben in unserem Zimmer hatte der Wächter des nicht anwesenden bettlägerigen Harst bereits meine dritte Zigarre

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Max Schraut: Dämon Chanawutu. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1928, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:D%C3%A4mon_Chanawutu.pdf/31&oldid=- (Version vom 31.7.2018)