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„Wir kommen zu Fuß von Görlitz, Herr Vorsteher, und wollen so allmählich über das Isergebirge ins Riesengebirge. Unterwegs trafen wir einen Hausierer, der uns eine lächerliche Geschichte von einem Geisterradler erzählte. Sagen Se mal, Herr Vorstand, sind die Zunftjenossen hier wirklich noch so rickständich, an so ’nen Quatsch zu glooben?!“

Harald berlinerte, und der Vorsteher wurde ganz Würde.

„Von Quatsch ist keine Rede!“ – drehte sich um und verschwand.

Sein Heimatgefühl als Greifenberger war offenbar schwer verletzt durch das „rückständig“.

Wir gingen ins Städtli. Vom Bahnhof führt eine lange Straße mit vielen Gärten in den gemütlichen Ort. Monteur Reimerts Installationsgeschäft war nur ein ganz bescheidener Laden. Was mir in dem Schaufenster auffiel, waren die zahlreichen Radioartikel und vier teure Empfänger außer verschiedenen billigen Röhrenapparaten. Sollte wirklich hier in Greifenberg eine solche Nachfrage nach Funkgeräten sein?!

Harald hatte nur einen flüchtigen Blick auf die Fensterauslage geworfen und schritt schon die vier Stufen zur Ladentür empor. Drinnen empfing uns eine junge, blonde Frau mit Puppenkopfgesicht.

Ob Herr Reimert daheim sei? – Nein, ihr Mann habe auf einem Rittergut in der Nähe zu tun. – Dann könnten wir wohl sechs gute Taschenlampenbatterien bekommen … –

„Gewiß, – – bitte …“

Harald schien sich Frau Reimert gegenüber doch nicht gern demaskieren zu wollen. Auf mich machte sie einen recht guten Eindruck. Sie war zweifellos ein kleines harmloses Gänschen – aber hübsch, peinlich sauber und gerade nur so mäßig eitel und kokett, daß man’s als Liebenswürdigkeit buchen konnte.

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Dämon Chanawutu. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1928, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:D%C3%A4mon_Chanawutu.pdf/15&oldid=- (Version vom 31.7.2018)