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„Oder besser: lies Frau Ottis Brief nochmals. Unsere verehrte Freundin stößt uns da unbewußt auf die Fährte des leuchtenden Motorradlers …“

„Uns?! Dich vielleicht … Mich nicht! – Also: Punkt sechs, Harald? Sei mal recht nett zu mir ..: Rede!“

„Schmeichelkater alter!! Wie du bitten kannst! In diesem Falle freilich umsonst. – Schneide kein grimmes Gesicht … Tragen wir das Geschirr in die Küche, und dann lege ich mich in die Hängematte unter die alten Kastanien und beobachte die Tauben … und schlafe wahrscheinlich ein.“

Ich verzichtete auf Punkt sechs. Wenn Harst Moltke spielen wollte – den großen Schweiger –, so ist nichts dagegen zu machen. –

Abends neun Uhr saßen wir wieder in der Veranda – beim Abendessen.

Harald hatte eingekauft: aus der Stadtküche – für jeden eine kalte gebratene Taube, gefüllte Tomaten, Bierkäse und Pumpernickel.

Als ich mich über mein braunes leckeres Täubchen hermachte, fand ich im hohlen Innern ein hauchdünnes Staniolröllchen.

„Harald!! Hier ..!!“

Ich wickelte es auf … Es enthielt ein Zettelchen …

Ich las:

„Herr Harst, in Greifenberg, Schlesien, gibt es etwas zu greifen!!“

Das war alles …

Ein Blick zu Harald hinüber. Sein Lächeln genügte.

„Die erste Brieftaubenpost,“ sagte ich sehr bestimmt.

„Allerdings … – Wir leben im Schlaraffenland … Gebratene Tauben fliegen umher.“

Daß er das Röllchen für mich hineinpraktiziert hatte: Er liebt solch’ kleine Scherze!

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Max Schraut: Dämon Chanawutu. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1928, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:D%C3%A4mon_Chanawutu.pdf/12&oldid=- (Version vom 31.7.2018)