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Loggia IX.


Albrecht Dürer.




Albrecht Dürer ist 1471 zu Nürnberg geboren, stammt aber aus einer ungarischen Familie. Sein Vater, ein Goldschmied, wollte ihn zu seiner Kunst erziehen, gab aber bald der Neigung desselben zur Malerei nach. Sein erster Lehrmeister war Michael Wohlgemuth; bald aber nahm er sich Martin Schongauer zum Vorbild. 1506 machte er eine Reise nach Venedig, Padua und Bologna, konnte sich aber mit der italienischen Kunst, wenn er auch ihre Vorzüge in der Malerei richtig würdigte, nicht wohl befreunden. 1520 reiste er nach dem Rhein und in die Niederlande, wo er viel Ehren erlebte von Künstlern und den Grossen der Erde, aber keinen materiellen Gewinn davon trug. Der Kirchenreformation Luthers schloss er sich mit aller Wärme an. Er war Künstler in umfassendem Sinne, gross als Maler, Kupferstecher, Holzschneider, dazu von hoher wissenschaftlicher Kenntniss. Er starb am 6. April 1528.

Kuppel (Tafel 33).

Als Albrecht Dürer 15 Jahre alt war, brachte ihn sein Vater zu Michael Wohlgemuth in die Lehre für 3 Jahre, in denen er – wie er selber erzählt – mit Fleiss wohl lernte, aber viel von seinen Knechten leiden musste. – Im Jahre 1494, nachdem Dürer von einer vierjährigen Wanderschaft zurückgekehrt, gründete er sein Hauswesen durch Heirath mit Jungfrau Agnes, der Tochter von Hans Frey, von welcher die Rede ging, dass sie ihm das Leben nicht sehr heiter gemacht habe. Namentlich soll sie es sehr ungern gesehen haben, wenn der kaiserliche Rath, Wilibald Pirkheimer zu Besuch kam, weil sie fürchtete, er halte ihren Mann vom Arbeiten ab. Er war aber ein grosser Gelehrter, ehrte und liebte den Künstler von Herzen und theilte ihm gerade oft von seinen wissenschaftlichen Kenntnissen mündlich oder aus Büchern etwas mit, und hat ihn, als sein sehr guter Freund, auch wohl manchmal aus der Werkstatt zu freiem Lebensgenuss abgeholt.

Man kann Dürer nicht leicht zu hoch schätzen. Er war Maler, Kupferstecher, Bildschnitzer und Baumeister. Er führte die Kunst in die Gebiete der Wissenschaften, der Poesie und Philosophie und lässt sie in allen Lebenskreisen, und alle Lebenskreise auf sie wirken; er wächst vom einfachen Künstler und schlichten Reichsbürger zum Träger des Geistes seines Volkes und seiner Zeit empor, so dass Melanchthon von ihm in späteren Jahren sagen konnte: an ihm sei die Malerkunst, so hoch sie gestanden, nur das wenigst Bedeutende im Vergleich zu seinem Geiste, mit dem er alle Dinge erfasst und in sich verarbeitet habe. Dazu war er im vollsten Sinne des Worts ein christlicher Künstler, und Christus das Α und Ω seines Schaffens und Lebens, was Cornelius im Rundbild der Decke besonders hervorgehoben hat. – Die beiden namenlosen Bildnisse stellen vielleicht seinen Vater und seinen Meister vor; doch sind die Originalbildnisse derselben in der Pinakothek zu München bartlos. In der

Lunette (Tafel 34)

gedenkt Cornelius zweier besonderen Ehrenbezeigungen, die Albrecht Dürer erlebt hat, von denen wenigstens die eine vollkommen beglaubigt ist. Hatte sich Carl V. zur Erde gebückt, um einen Pinsel aufzuheben, der dem Tizian aus der Hand entfallen, so ist es auch, ohne archivalische Urkunde anzunehmen, es habe

Empfohlene Zitierweise:
Text von Ernst Förster: Peter von Cornelius − Entwürfe zu Fresken in den Loggien der Pinakothek zu München . Verlag von Alphons Dürr, Leipzig 1875, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Cornelius_Loggien-Bilder_M%C3%BCnchen.pdf/60&oldid=- (Version vom 31.7.2018)