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im Berliner Museum), dem man sehr unbezeichneter Weise den Namen „Anbetung des Lammes“ gegeben, während es in umfassender Ausführung den Gedanken der streitenden und der triumphierenden Kirche versinnlicht. Cornelius hält sich im Bilde der

Lunette (Tafel 39)

an die einmal übliche Benennung und behandelt das Thema der Anbetung des Lammes in eigenthümlicher geistvoller Weise. Indem er zu dem Gott Vater aus der Loggia des Fiesole die Taube des Heiligen Geistes fügt und über dem Altar mit dem Opferlamme schweben lässt, macht er das Bild zu einer Anbetung des dreieinigen Gottes. Die Nächsten am Altar sind, wie immer nach alter Ueberlieferung – Maria und Johannes der Täufer; die Engel aber, welche auf dem van Eyk’schen Bilde um den Altar knien, lässt Cornelius mit ihren Weihrauchgefässen über demselben schweben.

In wenigen Figuren sucht er sodann den im Genter Bilde auf’s reichste entwickelten Gedanken zusammenzufassen: die Märtyrer bringen ihre Palmen; heilige Sänger begleiten ihre Psalmen mit Harfenspiel; Fürsten legen ihre Kronen nieder am Altar, wie Papst und Kaiser es thun; dem Künstler aber erscheint das Ganze wie eine Vision, die er erstaunt betrachtet und im Bilde verewigt.




Loggia VI.


Hans Memling.




Die deutsche Kunstgeschichte lag noch ziemlich im Dunkel, als Cornelius seine Bilder aus ihr schöpfte; auch genügte ihm für seine Darstellungen eine allgemeine Kenntniss derselben, da es ihm mehr um den Inhalt und Charakter als um die richtige Classificierung der Werke zu thun war. Das erste Bild der

Kuppel (Tafel 37)

führt uns in das Hospital St. Johannes zu den Ursulinerinnen in Brügge. Eine, freilich unverbürgte, Sage lässt Hans Memling als verwundeten und kranken Soldaten in dieses, der Krankenpflege gewidmete Hospital, kommen, wo er bei sorgfältigster Behandlung seine Gesundheit wieder erlangte. Aus Dankbarkeit – wird weiter berichtet – malte er während der Genesung den braven Klosterschwestern ein schönes Bild, dessen Entstehung diese mit Erstaunen betrachten. Ist er im Hospital so lange geblieben, bis die Gemälde von ihm, die noch heute dort sind, gemalt waren, so hatte er sich mit der Genesung Zeit genommen; denn ausser dem den beiden Johannes gewidmeten Hauptaltarbild, dem man die unpassende Benennung: „Vermählung der H. Katharina“ gegeben, sieht man daselbst noch mehrere hochausgezeichnete, herrliche Werke von ihm. Der Johannes-Altar ist ein Triptychon, auf dessen Mittelbild Johannes der Täufer und Johannes der Evangelist neben Engeln und anderen Heiligen, darunter S. Katharina, um den Thron der Heil. Jungfrau mit dem

Empfohlene Zitierweise:
Text von Ernst Förster: Peter von Cornelius − Entwürfe zu Fresken in den Loggien der Pinakothek zu München . Verlag von Alphons Dürr, Leipzig 1875, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Cornelius_Loggien-Bilder_M%C3%BCnchen.pdf/56&oldid=- (Version vom 31.7.2018)