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Malerschule von Cöln in Verbindung bringen soll. Links hoch oben sitzt König David; unter ihm steht Salomon mit dem Modell eines Tempels und blickt auf einen sehr erregten Mann, den wir für Jesaias oder Jeremias nehmen können. Für Letzteren würde die Hauptgruppe des Bildes sprechen, mit welchen die gefangenen Juden in Babylon bezeichnet sind. Nicht mehr Licht fällt auf die Kreuztragung auf der rechten Seite; es sei denn, dass die Passionsbilder einiger spätern cölnischen Meister, im Museum von Cöln, deren Namen bisher noch nicht ergründet worden, oder auch das grosse vieltheilige Altarwerk mit der Geschichte Christi in Calcar, dazu die Veranlassung gegeben.




Loggia V.


Hubert und Jan van Eyk.




Die cölnische Malerschule hatte sich über ganz Deutschland, Brabant und Flandern verbreitet, selbst in Frankreich grossen Einfluss gewonnen, als von den Niederlanden, zuerst scheinbar durch eine neue Technik, ein andrer Styl herbeigeführt wurde, welcher der gesammten deutschen Kunst eine andere Gestalt gab und neue Ziele steckte. Die Bilder der

Kuppel (Tafel 38)

sagen uns, dass diess durch die Brüder Hubert und Jan van Eyk geschehen ist, welche nebst ihrer Schwester Margareth aus Maaseyk bei Maastricht stammen. Hubert ist 1366 geboren und 1426 gestorben; Jan ist jünger, doch kennt man sein Geburtsjahr nicht; gestorben ist er (wahrscheinlich) 1445.

Was ihren Ruhm begründet, auf’s weiteste verbreitet und eine gänzliche Umwandlung der Malerei hervorgebracht hat, ist die Erfindung der Oelfarben, welche vorzugsweis das Verdienst Huberts ist, wenn auch Jan Verbesserungen gefunden haben mag. Auf dem ersten Bilde ist Hubert als Erfinder dargestellt, wie er, am Schreibpult sitzend, Oel auf die Steinplatte giesst, auf welcher er Farbe reiben lässt. Im zweiten Bilde lehrt er seinem jüngern Bruder Jan und seiner Schwester Margareth das Zeichnen und Malen; im dritten stehen beide Brüder mit einer ihrer Arbeiten vor dem Herzog Philipp dem Guten von Burgund, der – ein grossartiger Beschützer der Kunst – ihr besonderer Gönner wurde; im vierten endlich theilt Jan van Eyk das Geheimniss der Oelmalerei dem Antonello von Messina mit, durch welchen sie in Italien eingeführt wurde. – Im Rundbild der Mitte ist der vom Himmel gesegnete Liebesbund der beiden Brüder dargestellt.

Da Cornelius sich mit Wiederholung der Ornamentik an die Reihenfolge der Loggien der italienischen Abtheilung gebunden hat, so sah er sich gezwungen, die Gesammteintheilung der Loggia des Fiesole mit allen Ornamenten und Allegorien in der Loggia der van Eyk anzuwenden, während sie unzweifelhaft bei der cölnischen Malerschule viel richtiger am Platz gewesen sein würde.

Das von Hubert van Eyk begonnene und nach seinem Tode von seinem Bruder Jan vollendete Hauptgemälde der Schule ist das grosse, aus 14 auf beiden Seiten bemalten Tafeln (im Ganzen aus 22 Bildern) bestehende Altarwerk, ursprünglich in der Kirche S. Bavon in Gent (jetzt zum grössten Theil

Empfohlene Zitierweise:
Text von Ernst Förster: Peter von Cornelius − Entwürfe zu Fresken in den Loggien der Pinakothek zu München . Verlag von Alphons Dürr, Leipzig 1875, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Cornelius_Loggien-Bilder_M%C3%BCnchen.pdf/55&oldid=- (Version vom 31.7.2018)