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König Ludwig und der Genius seines Lebens.




Die Hoffnungen, die man auf König Ludwig als Schutzherr und Pfleger der schönen Künste gesetzt, reichen zurück bis in die Tage seiner Geburt. Es gibt ein geradezu prophetisches Oelgemälde vom damaligen kurfürstlichen Hofmaler, auf welchem der neugeborene Prinz dargestellt ist in einem Triumph-Wagen, begleitet und geleitet von Musen und Grazien. – Zu den ersten bleibenden Jugendeindrücken gehörten die Tempel und Statuen des Schwetzinger Parks; und gerade sie brachten den Prinzen auf den Gedanken, dem deutschen Ruhm eine Walhalla zu erbauen. Ernsten, vornehmlich classischen Studien frühzeitig und mit Eifer ergeben, lernte er unter der Leitung von den Prof. Jacobs und Thiersch die Classiker des Alterthums kennen und machte sie zu seiner Lieblingslectüre, so dass er noch 1826, nachdem die Krone mit den Sorgen der Regierung auf ihn übergegangen, eines Tages zu dem bei ihm eintretenden Professor Thiersch, auf die Masse von Schriften und Büchern, die ihn umgaben, hinweisend, sagen konnte: „Da liegen meine alten guten Freunde, Herodot und Homer neben mir zwischen den Papieren. Sonst habe ich zwei, drei Stunden täglich Griechisch gelesen. Man hat mir es übel genommen. Hätte ich noch einmal so viel Zeit am Spieltische zugebracht, das wäre in der Ordnung gewesen, aber zwei Stunden Homer und Thukydides lesen, das war ein unverzeihliches Betragen. Jetzt findet sich die Besserung von selbst; nur in kleinen Zwischenräumen komme ich noch darüber; doch es wird schon besser werden!“ Und es ward auch wieder besser; bis ins späte Alter las er täglich sein griechisches Pensum. Mit der Freude an classischer Literatur erwuchs ihm auch die Liebe zur classischen Kunst und dem durch beide entwickelten und ernährten Schönheitssinn erschloss sich rasch auch der Werth der neueren Literatur und Dichtkunst. Von deutschen Dichtern waren es Goethe, und vornehmlich Schiller, die ihn begeisterten, und denen er, eine poetisch angelegte Natur, nacheifernd, seinen Gedanken und Empfindungen, Anschauungen und Erlebnissen einen Ausdruck in dichterischer Form geben, sein ganzes Leben lang nicht müde geworden. – Von entscheidender Wichtigkeit ward für ihn seine erste Reise nach Italien, in „das Land der Schönheit und des ewigen Frühlings“, im November 1804. Wie mit Einem Male ward er seiner beglückenden Lebensaufgabe sich bewusst, und konnte sein Gefühl in die Worte fassen:

„Was für ein Zauber hält mich hier gefangen!
In mir ein wonnig, nie gespürtes Regen,
Durchdrungen plötzlich von der Weihe Segen;
Der Sinn für Kunst war in mir aufgegangen!“

Es lag in dem Gange, den seine Studien genommen, dass seine Kunstliebe sich zunächst der antiken Plastik zuwendete; und so legte er während dieses seines ersten Aufenthaltes in Rom den Grund zu der vortrefflichen Antikensammlung, für welche er später die Glyptothek erbaute. Als er aber im Jahre 1817 wieder nach Rom gekommen und daselbst einen Einblick gewonnen in das neue Aufleben der deutschen Kunst, als er die Frescomalereien von Overbeck, Cornelius, Wilh. Schadow und Ph. Veit in der Casa Bartoldi und den Anfang der Fresken für die Villa Massimi gesehen, da ward er sich seiner geistigen Verwandtschaft mit diesen Künstlern und ihren Bestrebungen bewusst, und früher nur im Allgemeinen gefasste Pläne zu Kunstunternehmungen gewannen feste Gestalt, denen er – wenn auch noch in unbestimmten Umrissen – neue Schöpfungen im Geiste anreihte. Den Zusammenhang der neuen deutschen Kunstrichtung mit den Werken der altitalienischen Kunst erkannte er mit klarem Blick und würdigte jene um so höher, je mehr er für diese begeistert war, und für die grossen Dichter Italiens wurde er um so leichter erwärmt, als er Cornelius, Overbeck und Schnorr mit Darstellungen

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Text von Ernst Förster: Peter von Cornelius − Entwürfe zu Fresken in den Loggien der Pinakothek zu München . Verlag von Alphons Dürr, Leipzig 1875, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Cornelius_Loggien-Bilder_M%C3%BCnchen.pdf/26&oldid=- (Version vom 31.7.2018)