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Peter Cornelius, Sohn des Malers Aloisius Cornelius, Galerie-Inspectors zu Düsseldorf, katholischer Confession, geb. am 23. Sept. 1783 zeigte schon im Knabenalter eine hohe Begabung für die Kunst. In seinem zwölften Lebensjahre that ihn sein Vater auf die Akademie in Düsseldorf, die er aber in Kurzem wieder verlassen musste, weil er sich den Kunstvorschriften des Directors Peter v. Langer, der der David’schen Schule ergeben war, nicht fügen wollte. In seinem 16. Jahre verlor er seinen Vater, und die zahlreiche Familie damit den Versorger, so dass er auf nicht immer erfreulichen Broderwerb angewiesen war. Ausser der Kunst, die er mit ganzer Hingebung liebte, tröstete und stärkte ihn die romantische Freundschaft mit einem gleichaltrigen, wissenschaftlich sehr gebildeten Jüngling, Fritz Flemming in Neuss, mit dem – als seinem „Plato“– er, als „Raphael“ einen sentimentalpoetischen Briefwechsel unterhielt.

Er hatte keine Schulbildung, hat auch später nicht orthographisch schreiben gelernt. Die Bibel war die Hauptquelle seines Wissens und Lebens; doch war er sehr bald mit den grossen Dichtern Deutschlands, mit Göthe, Schiller, Jean Paul, dessgleichen mit Shakespeare, mit Homer, den Tragikern und mit Virgil vertraut, soweit Uebersetzungen ihm zu Gebote standen.

Zur antiken Dichtkunst war er zunächst durch die Preisaufgaben der Weimarschen Kunstfreunde gekommen, bei denen er sich betheiligte. Ohne einen Preis zu erringen, kam er doch auf diesem Wege in Verbindung mit Göthe, was später seine guten Folgen hatte. Eine erste bedeutende Arbeit ward ihn 1801 durch den Domcapitular Prof. Wallraff in Cöln übertragen: den Chor des Domes in Neuss mit heiligen Gestalten auszumalen.

Mit der feurigsten Begeisterung für die Malerei nährte Cornelius schon in früher Zeit das Bewusstsein „im ächten Sinn ein Wiederaufhelfer der gesunkenen Kunst zu werden.“

Im Jahre 1809 siedelte Cornelius nach Frankfurt a. M. über, und hier zeigte sich schon unverkennbar jene Vielseitigkeit und Unabhängigkeit der höheren Bildung, die sein ganzes Leben auszeichnet: Für den Fürsten Primas fertigte er das reizende Bild einer heiligen Familie; ein Zimmer des Erdgeschosses im Schmidtschen Hause malte er mit einer grossen mythologischen Composition ganz aus, und für die deutsche Nation zeichnete er Göthes Faust.

Im Jahre 1811 ging er nach Rom. Hier traf er zuerst mit Friedrich Overbeck aus Lübeck zusammen, und rasch bildete sich – trotz der grossen Verschiedenheit der Charaktere, aber gegründet auf die gleiche künstlerische Gesinnung und Richtung – zwischen Beiden eine Freundschaft, die ein langes Leben hindurch unversehrt geblieben und das Grab überdauert hat. In Rom war es, wo sich eine Anzahl gleichgesinnter junger deutscher Künstler zusammenfanden im gemeinsamen eifrigem Bestreben, der vaterländischen Kunst einen neuen Aufschwung zu geben. Die Romantik war die Herrscherin der Zeit; mit den Dichtern folgten ihr die Künstler, vor Allen jene noch kleine Bruderschaft in Rom, zu welcher ausser Cornelius und Overbeck auch W. Schadow, Ph. Veit, Pforr, Fohr u. A. gehörten, denen sich bald auch J. Schnorr zugesellte. Neidlos erkannten Alle das Uebergewicht von Cornelius an und nannten ihn gern den „Hauptmann von der römischen Schaar.“

Nur in einer Beziehung zeigte sich eine wenigstens theilweise Verschiedenheit

Empfohlene Zitierweise:
Text von Ernst Förster: Peter von Cornelius − Entwürfe zu Fresken in den Loggien der Pinakothek zu München . Verlag von Alphons Dürr, Leipzig 1875, Seite 1. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Cornelius_Loggien-Bilder_M%C3%BCnchen.pdf/11&oldid=- (Version vom 31.7.2018)